Der Tag
hatte so gut begonnen. Whiskey Verkostung am Vormittag, danach ein
leichtes Mittagessen (Zunge mit Erbsenpüree) am Nachmittag dann
einen neuen Supermarkt erforscht und dabei London Pride (2 Sorten)
und Tyrell Crisps entdeckt und schließlich noch ein bisschen
Fußball geschaut, zum Aufwärmen für den Abend sozusagen, und Zeuge
geworden, wie Deppenham in dieser Saison die Reifen erst gar nicht
montiert hat (Mir ist klar, dass die in der Tabelle vor uns sind!),
beziehungsweise unseren nächsten Gegner in der Champions League beim
Revierderby begutachtet (Stand Samstag 17:20: Schalke gewinnt zwar
2:1 gegen Dortmund, der Kanonier sieht aber keinen Anlass zur
Beunruhigung). Nach einer kleinen Jause ging es dann gestärkt und
beschwingt (der Whiskey von der früh wirkte noch) Richtung Pub, um
dieses Meisterwerk eines Tages von einem Arsenal Sieg krönen zu
lassen. Und was passiert? Die Gunners setzen einen übelriechenden
Haufen auf das Meisterwerk und schicken die Stimmung in den Keller.
Gestern
war eines der ersten Spiele seit langem, in dem Arsenal über die
kompletten 90 Minuten so gut wie keine Ideen hatte. Wieder einmal hatte das Team um
die 70% Ballbesitz, aber der gegnerische Torhüter musste sich kaum
einmal auf den Boden werfen oder andere Verrenkungen machen, um
unsere, nennen wir es einmal Schüsse, aufzuhalten. Auch unsere
Geheimwaffe, die Eckbälle, blieb wieder ein ganzes Spiel geheim. Das
einzige was Norwich halbwegs erwähnenswertes tat, war die Abwehr
über die ganze Breite des Feldes und relativ weit nach Vorne zu staffeln, wodurch ein großer
Raum zwischen unseren Spielern und dem Strafraum entstand, für
dessen Überbrückung oder Penetrierung Arsenal kein wirkliches
Rezept fand. Das alles hätte vermutlich zu einem öden 0:0 geführt,
wenn nicht Manone die Mutter aller Abpraller produziert hätte, um
Grant Holt das obligatorische Tor und damit Norwich den ersten(!)
Saisonsieg zu bescheren.
Jetzt
kann jedes Team einmal so einen Tag haben. Bei Arsenal allerdings
sind die Konsequenzen, in Zeiten wie diesen, etwas schwerwiegender. Zum
einen bestätigt sich auch meine eigene Diagnose, die ich in der
Euphorie schon revidiert habe, dass Arsenal (auch) dieses Jahr kein
Titelkandidat ist. In den Topspielen wirken wir zwar nicht
überfordert, aber unter dem Strich gab es nur 1 von 6 Punkten und
unsere Schwächen gegen die nicht so Top Teams ist auch noch da. Wir
sind 9. in der Tabelle mit 10 Punkten Rückstand auf Chelsea (und 2
auf Deppenham). Ein Sieg hätte uns auf den 4. Rang gebracht. Das
klingt noch nicht so dramatisch, aber Opta
hat gestern bestätigt, dass es sich um den viertschlechtesten Start
in die Premier League handelt für die Gunners. Eine weitere
Schlussfolgerung aus dem gestrigen Spiel ist, dass wir ein
Torhüterproblem haben. Der Kanonier hat sich lange gewehrt, aber
offenbar brauchen wir doch eine stärkere Nummer 2, auch im Hinblick
darauf, dass Szczesny mehr gefordert wird, wenn er wieder fit ist. Ich halte die Situation
bei den Sp*rs mit Lloris und Friedel zwar für suboptimal, aber immer
noch besser als unsere. Die Balance zwischen gesundem Wettbewerb und
schlechter Stimmung im Kader ist schwierig zu erreichen, aber das
Risiko muss ein Klub mit Ambitionen wohl nehmen. Und als Dritter
Punkt zeichnet sich auch wieder dünne Luft im Kader ab. Wilshere ist
offenbar noch nicht fit genug zu spielen, Diaby gibt nach wie vor
"Die Nacht der lebenden Toten" und auch Rosicky befindet
sich in dem "2-3 Wochen entfernt" Fegefeuer, wie das arseblog des
öfteren so treffen analysiert hat. Die Einwechslung von Gnabry
gestern war für mich eine Enttäuschung aus der Rubrik:"Das ist
alles". Und auch Arshavin hat wieder detailliert gezeigt, warum er nicht
mehr erste Wahl ist, nämlich nichts.
Diesmal
verzichte ich auf positives. Die Niederlage hat den dünnen Verputz von
den Mauern des Arsenals bröckeln lassen und die alten Risse zum
Vorschein gebracht. Wenn sich in den nächsten Wochen kein klarer
Aufwärtstrend zeigt, dann fürchte wird eine Generalsanierung wieder
lauter diskutiert werden (Trainer, Ausgaben,usw...) und dem Kanonier
fehlen zunehmend die Argumente, sich den Miesepetern unter den Fans
argumentativ entgegen zuwerfen.
Ich
habe den gestrigen Tag übrigens mit Rambo II ausklingen lassen. Ein wahrlich
schlechter Film. Aber leider bessere Unterhaltung als Arsenal davor.
In diesem Sinne einen schönen Sonntag und auf ein erfolgreiches
Champions League Spiel gegen die Knappen (Stand gestern 20:20: Der Kanonier sieht doch einen Anlass zur Beunruhigung).
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