Szene
1, Innen, Nacht:
Eine
Hütte in den Bergen, draußen tobt ein Sturm, die Lichter flackern,
Regen trommelt gegen die Fenster. Zwei Männer diskutieren.
Mann
1:
Das
ist der heftigste Shitstorm (Anmerkung des Autors: Ich habe überlegt,
das ins deutsche zu übersetzten, finde aber es handelt sich um einen
Terminus technicus, den man besser unübersetzt lässt)den ich je
erlebt habe!
Mann
2:
Ganz
meine Meinung. Das hat sich aber schon den ganzen Sommer
zusammengebraut. Herinnen dürften wir aber sicher sein!
Mann
1:
Ich
schau mal ob die Tür abgesperrt ist!
Mann
2:
Aber
mach sie unter keinen Umständen auf! Hörst Du, ja nicht aufmachen!
Mann
1:
Ich
bin ja nicht dämlich, aber ich muss prüfen ob sie wirklich
versperrt ist!
(Er
geht zur Tür, rüttelt ein bisschen daran, schließlich, um ganz
sicher zu gehen, drückt er die Türschnalle nach unten)
Mann
2:
(schreit)
Neeeeiiiiinnnnn!!!!
In
Sekundenschnelle füllt sich der Raum mit Exkrementen, die
Einrichtung wird komplett zerstört, die Fenster zerbrechen, die
beiden Männer werden herumgeschleudert und stürzen schließlich zu
Boden, wo sie bedeckt von Sch**** liegen bleiben.
Szene
2, Innen, Tag:
Die
Hütte eine Trümmerlandschaft. Die beiden Männer liegen reglos am
Boden. Mann 2 fängt sich langsam an zu rühren. Richtet sich auf.
Rüttelt Mann 1 wach.
Mann
2:
Du
bist ein verdammter Idiot, weißt Du das!
Mann
1:
Ja,ich
weiß. Aber ehrlich, damit konnte doch keiner rechen.
Mann
2 schlägt Mann 1 mit der Faust ins Gesicht
Das ist
der klägliche Versuch die Ereignisse des gestrigen Tages in ein Bild
zu fassen. Nach einem Sommer, in dem bisher nur der Ausgang des
Trainingszentrums in London Colney benutzt wurde, abgesehen von Yaya
Sanogo, musste im ersten Spiel eine überzeugende Leistung und vor
allem ein Sieg her, um die vielen Fans, die zwischen Ratlosigkeit und
Verzweiflung schwankten davon zu überzeugen, dass sich Arsenal
langsam, sehr langsam, also mehr so, wie eine gehbehinderte Schnecke,
aber doch auf dem richtigen Weg befindet. Missionsziel zwei, lautete:
Keine Verletzungen oder Sperren, schon gar nicht in der Verteidigung.
Das
klappte eine Zeit lang ganz gut. In der 6. Minute gingen wir, nach
einem sehenswerten Angriff, durch Giroud in Führung. Von da an ging
es aber bergab. Langsam aber sicher wich die Luft aus unserem Spiel,
wie aus einem leicht zerkratzten Schwimmreifen. Chancen, die wir nach
wie vor hatten, wurden vergeben, teilweise kläglich. Der
Schiedsrichter wirkte, und ich zitiere frei nach einen Kommentar von
der Facebookseite
von Kanonendonner (kann man mal liken!): "wie jemand der
irgendeinen Zeitungswettbewerb gewonnen hat, um pfeifen zu dürfen".
Und in der Defensive, merkte man die Abwesenheit von Arteta, von
Minute zu Minute stärker. Dann kam die erste Verletzung, Gibbs
musste mit einem Cut hinaus, Jenkinson wurde eingewechselt und Sagna
musste auf die andere Seite der Verteidigung. Es folgten zwei
Elfmeter, wovon der zweite zwar ein Witz war, weil Koscielny
eindeutig den Ball spielte, aber das war für den ohnehin schon
schwachen Schiri schwer zu sehen. Bleibt die Frage was der Typ mit
der Fahne an der Seitenlinie eigentlich macht. Die Pfeife in schwarz,
respektive grau, schloss dann noch Koscielny aus, mit einer zweiten
gelben Karte, die extrem hart war (immer noch in Erinnerung, dass die
erste kein Foul war). Daraufhin rückte Ramsey (!) in die
Innenverteidigung. Arsenal kassierte noch das 3:1 aus einem Konter,
Sagna brach sich fast das Genick und musste auch noch runter.
Spiel
verloren, nicht gut gespielt, ein Innenverteidiger gesperrt, 2
Außenverteidiger verletzt und Ramsey ist auch angeschlagen. Das also
entspricht der Tür in der Eingangs geschilderten Szene. Der
Shitstorm entlud sich in Minuten langen Sprechchören "Spend
some fucking money" und Fans die Reihenweise das Stadion
verließen. Der eine oder andere wahrscheinlich für länger.
Aus
einem schönen Fußballnachmittag mit den Burschen und unserer Expat
Gonerette Lady L. wurde eine Sitzung des Revolutionskomitees.
Fred
Perry übernahm die Rolle der Bolschewiken und forderte eine
sofortige Revolution. Nur wenn das Volk die Fans auf
die Barrikaden steigen wird sich etwas ändern. MC schloss sich dem
an, wenn auch nicht mit der selben Vehemenz. Wenger gehöre auf jeden
Fall weg. Also eher Richtung Sozialrevolutionäre. Jersey Boy meinte,
dass unter einem amerikanischen Eigentümer keine Änderung zu
erwarten sei, weil die grundsätzlich kein Geld ausgeben.
Systemkritik ohne Lösungsansatz, schwer einzuordnen. Der Kanonier
übernahm die Position der Menschewiki, Änderungen ja, aber nicht
durch eine Revolution.
Spaß
beiseite. Alle sind sich einig, dass der Kader zu dünn ist (auch
Wenger hat das schon gesagt). Trotzdem wurde niemand geholt. Die
Verantwortung dafür liegt beim Manager und die Reaktion der Fans war
absehbar. Nach nur einem Spieltag hat man ihre Unterstürzung
verloren und wird diese nur schwer zurückgewinnen. Briefe vom Black
Scarf Movement und dem AST (an die eigenen Mitglieder) sind schon
unterwegs. Dieser Sommer ist ein schweres Versagen der
Verantwortlichen und man wird sich nicht so leicht aus dieser
Situation heraus lavieren können. Ich glaube allerdings, dass auch
dieses Team in der Lage sein hätte müssen, Villa zu schlagen. Unter
Umständen sind aber auch die Spieler enttäuscht, dass es keine
Neuzugänge gegeben hat und es fehlt ihnen der Glaube an sich selbst.
Damit
möchte ich es einmal bewenden lassen. Unser jetzt schon havariertes
Arsenal Schiff muss zunächst nach Istanbul und dann nach Fulham.
Möglich, dass die nächsten beiden Spiele alles wieder in eine
andere Perspektive rücken aber möglich, dass wir noch tiefer in die
Krise rutschen.
Trotz
allem, Up the Arsenal!