Montag, 8. Dezember 2014

Eine letzte Salve!

Immer wenn man denkt es kann nicht mehr schlimmer kommen, dann kommt es schlimmer. Und im Fall von Arsenal auch noch grotesker. Das Spiel am Samstag erinnerte an die Auftritte unter der Brücke und am Mersey letztes Jahr. Aber es war nur Stoke. Von allen Teams Stoke. Yorkeshires berühmteste Freakshow, die Sträflingskolonie der Premier League, eine Art fußballerisches South Central L.A.

Die Gunners bekamen nicht einmal eine Chance sich einzurichten, schon hatte es das erste Mal geklingelt. Die erneut umgestellte Abwehr wirkte, überraschenderweise, nicht eingespielt und unkomfortabel. Wobei unsere zwei Mittelfeldhelden Flamini und Ramsey auch keine Hilfe waren (GIF vom zweiten Tor). Zwei weitere Details, die jeweils auch für das erste Tor gelten. Gibbs verhindert die Flanke nicht und Mertesacker steht in der Schweiz (neutrale Zone) ohne Gegenspieler und ohne Ball und wirkt ausgesprochen hilflos. Gunnerblog hat richtigerweise darauf hingewiesen, dass es nicht nachvollziehbar ist, wieso Mertesacker nicht auf seiner gewohnten Position rechts in der Innenverteidigung spielen durfte. Chambers ist da wie dort unerfahren und der Deutsche wurde dadurch geschwächt. Dazu kam ein völlig unerfahrener Bellerin (dem ich eigentlich keine Schuld geben möchte) und ein nicht ganz fitter Gibbs, nicht zu vergessen Martinez als Rookie Torhüter. Das war ein Desaster mit Ansage. Umso ärgerlicher, dass vor allem Flamini sich immer wieder so undiszipliniert erweist.

Aber natürlich muss der größte Teil der Kritik an den Manager gehen. Nicht das Wenger an der Aufstellung viel hätte ändern können, außer vielleicht die erwähnte Rollenvergabe in der Innenverteidigung. Aber das Versagen im Sommer, einen vierten Innenverteidiger zu holen, ist unverzeihlich, auch wenn naturgemäß nicht mehr zu ändern. Und Flaminis Leistung macht deutlich, dass auch für Arteta an fähigerer Backup notwendig ist. Zieht man das Alter des Spaniers in Betracht, dann suchen wir eigentlich einen Nachfolger. Besetzen wir diese beiden Positionen im Winter, dann strahlt das Licht am Ende des Tunnels wieder wie der Morgenstern nach langer Nacht.

Und das ist dringend notwendig. Berichte von Schlägereien unter den Arsenal Fans und den Beschimpfungen des Teams am Bahnhof (Arsenal fuhr mit dem Zug heim und traf dort auf gut gelaunte Auswärtsfans, die ebenfalls nach Süden reisten) sind Symptome einer immer stärker werdenden Frustration der Fans. Nach dem ersten Titel seit mehreren Jahren und den durchwegs positiven Ergänzungen des Kaders über den Sommer, ist es nicht ganz nachvollziehbar, warum jetzt schon Achterbahn (bis 1:18) ist. Auf der anderen Seite war das oben erwähnte Unvermögen die Defensive ausreichend zu bestücken und die Art und Weise, wie die eine oder andere Niederlage zu Stande gekommen ist, für die Meisten ein Dejá Vu der unangenehmsten Sorte. Der Ton wird rauher, je größer die Verzweiflung unter den Fans wird und leider neigen Fußballfans dazu besonderst fundamentalistisch zu argumentieren.

Die einzige Möglichkeit Druck auf den Verein auszuüben, wäre ein Boykott. Da aber genug Fans vorhanden sind, die trotzdem die Tickets, das Merchandising und vieles anderes kaufen, macht auch das nicht wirklich einen Sinn. Ich verstehe, dass das manche wütend macht, aber am Ende ist es, auch wenn Arsenal unser Leben ist oder zumindest ein Teil davon, nur Fußball. So da, ich habe es gesagt. Ich für meinen Teil weigere mich, mich irgendeiner Fraktion anzuschließen. Das Ende der Ära Wenger (trotz allem eine der erfolgreichsten in der Geschichte dieses großen Klubs) ist absehbar und die größte Sorge für uns sollte eigentlich sein, ob der Klub (Board, Gazidis, Kroenke) in der Lage ist, einen ordentlichen Auswahlprozess für die Nachfolge zu steuern. Sind sie das nicht, dann bleibt nur das Prinzip Hoffnung, wenn doch, dann wird alles gut. Ich versprech's. Allerdings wird sich an der wirtschaftlichen Ausrichtung nichts ändern, also die große Einkaufstour mit Messi und Ronaldo unterm Baum braucht sich niemand erwarten.

Hier, mit ein paar Absätzen Abstand zum Spiel selbst, möchte ich doch noch ein paar Worte zu dem Mann verlieren, der am Samstag die Rolle des Schiedsrichters gegeben hat. Wenn man den Auftritt mit den Worten beschreiben würde, dass er weniger gelungen war, dann ist das eine Höchstleistung auf dem Gebiet des Euphemismus. Schon die erste Entscheidung, als ein Spieler von Stoke mit beiden Beinen in Alexis hineingerauscht ist und die Pfeife in Schwarz ein Foul gegen den Chilenen pfiff, weil er auf den eigentlich foulenden Spieler fiel, war atemberaubend. Es folgten mehrere Schläge mit dem Ellbogen von Crouch, die in Summe eine gelbe Karte ergaben aber jeder für sich eine Tätlichkeit waren. Auf der anderen Seite bekam Chambers für zwei nicht ganz so extreme Aktionen zweimal Gelb und damit die rote Karte. Die absolute Krönung aber war diese Aktion von Charlie Adam: GIF! Wenn das keine rote Karte ist, dann weiß ich auch nicht. Auch hier wiederhole ich mich gerne. Die für die Einhaltung der Regeln Verantwortlichen müssen dazu gebracht werden, den Fans bei jeder Entscheidung zu erläutern, ob eine Entscheidung des Schiedsrichters korrekt ist oder nicht und warum. Nur so kann die Inkonsequenz bei der Auslegung der Regeln beseitigt werden. So wie es jetzt läuft machen sich alle Beteiligten nur lächerlich. Da haben wir das zu Unrecht aberkannte Tor für Stoke zum vermeintlichen 4:0 noch gar nicht erwähnt.

Und nun zum wirklich unangenehmen Teil, auf den sich der Titel bezieht. Schweren Herzens werde ich die, in letzter Zeit ohnehin nicht mehr gegebenen, regelmäßigen Kommentare einstellen. Ich habe mittlerweile einige neue Aufgaben übernommen, die meine Freizeit weniger und damit wertvoller machen. Zwar macht mir das Schreiben Spaß, aber es ist trotzdem sehr aufwä
ndig und wenn das ganze ein bisschen ein Gesicht haben soll (Recherche, Links, Lektorat) dann braucht so ein Eintrag seine Zeit. Wenn man jetzt noch die treue aber überschaubare Leserschaft in Betracht zieht, stehen Aufwand und Ertrag nicht wirklich einem annehmbaren Verhältnis. Ich darf euch dazu einladen mir weiterhin auf Twitter (KanonierWien@Kanonendonner) oder auf Facebook zu folgen. Neben dem einen oder anderem kurzen Kommentar oder interessanten Link wird es sicher auch wieder einen Blogpost geben. Aber eben nur mehr dann und wann.

In diesem Sinne, up the Arsenal! Good Night und Good Luck! 

Sonntag, 2. November 2014

Alexis der Große!

Arsenal hat einen neuen Superhelden: Alexis Sánchez! Der kleine Chilene trägt die Gunners im Moment fast alleine durch die Spiele. Auch gegen ein schwaches Burnley war der Mann aus Tocopilla omnipräsent. Arsenal spielte zwar mit mehr Struktur und Zug zum Tor als in den vergangenen Spielen gegen Hull, Anderlecht und Sunderland, aber Tor wollte uns deshalb trotzdem keines gelingen. Vor allem Santi hat im Moment die Seuche am Fuß. Aber auch Welbeck und sogar Sanchez wollte es zunächst nicht gelingen den Ball in das dafür vorgesehene Netz zu befördern. Und Mitte der zweiten Halbzeit begannen dann die Clarets Blut zu lecken und wurden sichtbar offensiver. Das Unvermeidliche lag in der Luft, Arsenal 0:1 hinten nach einem dummen Gegentreffer. Die eine oder andere Generalprobe der Keystone Cops Laienspielgruppe wurde schon erfolgreich durchgeführt. Aber schließlich kam die Erlösung durch Sanchez. Noch dazu mit einem Kopfball, was für einen der kleinsten Spieler auf dem Platz durchaus erwähnenswert ist. Aber mit der Zielstrebigkeit und dem Eifer, den er an den Tag legt, scheint ihm nahezu alles zu gelingen. Es folgte das 2:0 durch Chambers und schließlich das 3:0 wieder durch...erraten Alexis Sanchez. Für Chambers war es das Premieren Tor für Arsenal, bei Alexis der 7 Treffer im 9 Spiel (8 davon von Beginn an).
 
An sonstigen Ereignissen durften wir Theo Walcott zurück begrüßen und die ersten Schritte wirkten recht ermutigend. Aaron Ramsey fiel durch einen gelungenen Außenristschuss auf, den der Torhüter gerade noch parieren konnte, ein Zeichen eines wieder erstarkenden Selbstbewusstseins. Erwähnen sollte man auch noch Lukas Podolski, der mit zwei Prachtschüssen einmal am Torhüter scheiterte und einmal die Latte traf. Der Goalie weiß wahrscheinlich immer noch nicht, was in da getroffen hat und der Lattenschuss war so eine Rakete, dass man den Ball in der Zeitlupe kaum erkennen konnte. Gemessen an manchen anderen Schüssen gestern, sollte man Podolski vielleicht als Schuss Coach einsetzten. Ein echter Gunner halt.

Am Dienstag findet das Quasi-Rückspiel gegen Anderlecht in der Champions League statt, bevor die Gunners am Wochenende nach Wales reisen um gegen Swansea FC anzutreten. Der Sieg gestern hat uns erstmals wieder in die Top 4 gebracht. Mit einem Sieg gegen die Schwäne könnten wir uns mit einem gewissen Selbstbewusstsein auf das Heimspiel gegen United vorbereiten um den Platz in der Elite weiter zu zementieren. Gegen Anderlecht reicht ein Remis um sich mehr oder weniger sicher für das Achtelfinale der Königsklasse in Europa zu qualifizieren (Galataseray könnte uns dann mit einem 3:0 Heimsieg überholen wenn wir auch gegen Dortmund verlieren und die Türken gegen den BVB gewinnen). Auch das würde einiges an Druck nehmen und vielleicht kommen wir so langfristig in ruhigeres Fahrwasser um mit den notwendigen Verstärkungen im Winter ein erfolgreiches Jahr 2015 zu erleben.

In diesem Sinne noch einen erholsamen Sonntag und bis zum nächsten Mal.

Up the Arsenal!

Montag, 27. Oktober 2014

Krisengewinner!

Zwei Bewerbe, Vier Tore, sechs Punkt! Und das alles auswärts. Eine erfolgreiche Woche wenn man die Ergebnisse betrachtet. Wenn man die beiden Spieler gegen Anderlecht in der Champions League und gegen Sunderland in der Premier League gesehen hat, dann weiß man, dass sich seit dem Spiel gegen Hull nicht allzu viel geändert hat.

Am Mittwoch in Brüssel erlebten wir eines der unattraktivsten Fußballspiele, an das sich der Kanonier erinnern kann. Das lustlose herumgekicke wurde dann in der zweiten Halbzeit mit dem unvermeidlichen Treffer für den Gegner der Gunners gekrönt. Die Abwehr lies sich dabei herrichten wie die Anfänger. Danach kam der belgische Rekordmeister zu ein paar sehr guten Chancen, die zum Teil vom anständig spielenden Ersatz des Ersatzes im Tor pariert wurden, einmal traf ein Schuss nur an die Latte, der völlig frei in unserem Strafraum abgegeben wurde. Aber wie schon gegen Hull wollten die Spieler von Arsenal das so nicht akzeptieren. Und so viel der Ausgleich durch Gibbs und was am Samstag nicht gelang, schafften wir im Constant-Vanden-Stock-Stadion, den Siegestreffer zu erzielen. Podolski kam im Strafraum an den Ball und so unbrauchbar der Deutsch-Pole auch auf dem restlichen Feld manchmal ist, im Strafraum macht im niemand was vor. Der Erfolg darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass spielerisch nichts ging und das der Sieg die aktuellen Probleme nur übertüncht hat.

Und auch am Samstag war es nicht wirklich besser. Sunderland war noch geschockt von der Niederlage in Southampton und Arsenal vom Sieg am Mittwoch. Ohne Wilshere spielten wir mit Flamini und dem wieder genesenen Arteta im Mittelfeld. Vorne Cazorla, Welbeck und Sanchez. Und ebendieser Sanchez sorgte mit seinem unermüdlichen Pressing für die beiden Tore, die zum Sieg reichen sollten. In beiden Fällen erwiesen sich die Sunderländer als perfekte Gastgeber und überreichten in Person von Wes Brown (von dem ich bis heute nicht verstehe, was Sir Alex Ferguson in ihm gesehen hat), beziehungsweise Don Vito Alexis jeweils ein Gastgeschenk. Darüber hinaus hatten wir nicht wirklich viele Chancen und so setzt sich die Suche nach System, Form und mentaler Stärke weiter fort. Es ist fast unnötig zu erwähnen, dass sich schon wieder ein Spieler verletzt hat und noch unnötiger ist es zu erwähnen, dass es sich um einen Verteidiger handelt und am unnötigsten, dass es wieder einmal Kieran Gibbs ist. Es schmerzt mich, dass zu sagen, aber ich fürchte man wird einen Strich unter diese Karriere ziehen müssen. König Abu II sozusagen. Offenbar gibt es Körper, die nicht für den Spitzensport konstruiert sind und Kierans seiner scheint so einer zu sein.

Nächste Woche gegen Burnley stehe die Chancen trotzdem gut unsere kleine Siegesserie fortzusetzen, auch wenn wir wieder einen neuen Mix an Verteidigern probieren müssen, was nie gut ist. Aber es ist ja nur Burnley, was soll da schon schief gehen...

In diesem Sinne, Up the Arsenal und schöne Woche.

Sonntag, 19. Oktober 2014

Es riecht nach Umbruch!

Die Frage die sich stellt ist nur: Wieso? Unser Team hat letzte Saison einen Titel gewonnen, sich mit Sanchez, Chambers, Debuchy und letzten Endes Welbeck exzellent verstärkt und trotzdem wirken die Gunners als wären Sie am Beginn einer Entwicklung. Erinnert ein bisschen an Sysyphos. Der Stein liegt jedenfalls wieder unten!
Natürlich ist das ständige Umstellen im Mittelfeld nicht hilfreich und nicht jede Umstellung ist verletzungsbedingt. Mit Özil, Ramsey, Cazorla und Wilshere haben wir einige mehr oder weniger kreative Mittelfeldspieler, die am besten in der Mitte zur Geltung kommen. Dort sollte aber auch einer der defensiven Mittelfeldspieler, Arteta oder Flamini spielen. Mir als taktischem Laien, der nie wirklich selbst gespielt hat (Pausenhof und das eine oder andere Kickerl, aber keine Ausbildung), will es aber trotzdem nicht in den Kopf, dass ein Spieler, der nicht auf seiner idealen Postion spielt, so viel schwächer ist. Wie auch immer, die ideale Mischung sollten wir eher früher als später finden, sonst wird das eine sehr lange und traurige Saison.

Die größeren Probleme scheinen mir aber ohnehin die Konzentration und der letzte Pass respektive der Abschluss zu sein. Beide Punkte wurden kürzlich von meinem neuen Lieblingsblogger behandelt. Im gestrigen ByTheNumbers zeigt er auf, wie ineffektiv unsere Schüsse von außerhalb des Strafraums sind. Dem Kanonier ist gestern, wieder einmal, aufgefallen, wie oft die Gunners sich Richtung Zentrum orientieren. Dort wo die meisten Spieler herumstehen. Damit wird das Passen schwieriger und Schüsse werden leichter geblockt. Vor allem in den letzten Minuten standen immer wieder Spieler außen frei. Aber statt den Ball dorthin zu spielen, wendete man sich wieder Richtung Menschenansammlung.
Das andere Problem ist die Konzentration. An sich geht es in dieser Analyse um die Standardsituationen aber eben auch um die mangelnde Konzentration dabei. Das 2:1 gestern war ein perfektes Beispiel dafür. Arsène weiß das. Aber die Frage ist, was tut man dagegen? Ich habe jedenfalls keine Ahnung und kann nur hoffen, dass wir das bald in den Griff bekommen. Die Top 4 werden so jedenfalls eine große Herausforderung.

Das große Versäumnis des Sommers, einen weiteren Innenverteidiger zu holen beziehungsweise ein neue Kraft für das defensive Mittelfeld (manche würden sangen, überhaupt eine) soll offenbar im Winter nachgeholt werden. Das wurde auf der AGM Mitte der Woche verkündet. Mein Geld setzte ich auf Carvalho von Sporting Lissabon. Ich habe das Gefühl, die Verhandlung waren schon sehr weit, konnten aber nicht mehr rechtzeitig abgeschlossen werden. Ob wir wirklich noch einen Innenverteidiger holen, glaube ich aber erst, wenn er sich im roten Trikot das Kreuzband gerissen hat.

Vermischtes:
  • Arsenal hat eine Sportdatenfirma gekauft (ist schon länger her, wollte man aber nicht an die große Glocke hängen).
  • Aus verschiedenen Quellen (Präsentation unseres Trainingsgeländes, Aussage im Guardian Podcast) ergeben sich Hinweise, dass unser Spielfeld möglicherweise ein Grund für die vielen Verletzungen ist. Ich nehme an, man wird dem nachgehen.
Der Kanonier wünscht eine schöne Woche!  

Sonntag, 5. Oktober 2014

Mehr vom Gleichen!

Eine 0:2 Niederlage auswärts gegen Chelsea. Wieder einmal sind wir nicht als Sieger vom Platz gegangen und auch wenn es nicht ein Fiasko wie vergangene Saison gegeben hat, war es ein sehr frustrierender Nachmittag. Von den letzten 15 Spielen gegen City, ManU und Chelsea haben wir keines gewonnen (7 Unentschieden, 8 Niederlagen) und das ist die der dritt schlechteste Start in eine Saison unter Arsène Wenger (beides via Orbinho).

Natürlich ist es noch früh in der Saison und natürlich haben wir (wieder einmal) viele Verletzte, aber unter dem Strich ist heute eines unserer stärksten Teams aufgelaufen und neben den üblichen Löchern in der Verteidigung (die wie immer mehr auf fehlenden Widerstand im Mittelfeld zurückzuführen sind) stehen vor allem 0 (in Worten: Null) Schüsse auf das Tor zu Buche. Dazu kommt, dass ich den Eindruck habe, dass im Mittelfeld immer wieder schlampig, unkonzentriert oder ängstlich, vielleicht auch eine Mischung aus all dem, gespielt wird. Das führt zu unnötigem Druck und einigen Fehlpässen. Und auch wenn ich viel von der Kritik an Mesut Özil für überzogen halte, unter dem Strich bleibt, dass die 3 Top Spieler dieser Saison bei Chelsea 2 Tore fabriziert haben (Dribbling Hazard zum Elfmeter, Pass von Fabregas auf Costa zum 2:0). Bei uns fiel niemandem so richtig etwas ein. Was für Özil gilt, gilt natürlich auch für Sanchez, Wilshere oder andere.

Dabei war Arsenal über 90 Minuten sicher spielerisch ebenbürtig und Chelski hat neben den beiden Toren auch nicht viel mehr gezeigt. Aber solche Einzelaktionen machen eben auf diesem Level den Unterschied aus und daher muss man sich bei den Gunners langsam überlegen, ob man auf dem höchsten Niveau mitspielen will oder nicht. Ob nur zu wenig versucht wurde oder die Spieler nicht in der Lage sind, weiß ich nicht. Bis zum Beweis des Gegenteils behaupte ich einmal es liegt nicht an der fehlenden Klasse. Letzten Endes kommt aber gerade in solchen Spielen vorne zu wenig. Und defensiv sind wir noch immer nicht stark genug um in Spitzenspielen dicht zu halten.

Auch die Tatsache, dass die von unter der Brücke es beim Schiedsrichter leichter haben, liegt vielleicht einfach an mehr Chuzpe. Cahills Foul an Sanchez hätte glatt rot sein müssen, ebenso wir Fabregas Handabwehr. Dazu noch die unzähligen Fouls von Oscar (inklusive Kopfstoß Richtung Koscielny, denn Chance auf den Ball hatte er da nicht) der mit einer gelben Karte sehr gut bedient war. Einzig Welbeck hat mit seinem Foul an Cesc kurz vor Schluss bewiesen, dass er eine Ahnung davon hat, was es heißt contra zu geben. Nicht unerwähnt wollen wir Wengers makelosen Steßer (Schubser auf hochdeutsch) lassen, mit der er Mourinho zeigte wer der Boss ist. Aber es fehlt den Gunners manchmal ein bisschen der Zynismus der im Top Bereich leider notwendig ist. Wenn wir foulen, wirkt das viel öfter ungeschickt oder verzweifelt als berechnend.

Mal sehen ob wir uns über die internationale Pause wieder fangen und dann gegen Hull (h), Sunderland (a), Burnley (h) und Swansea (a) Punkte um Momentum sammeln um am 22.11. gegen United zu beweisen, dass diese Team in der Lage ist, ganz oben mitzuspielen. Aber viel länger werden sich die Fans das nicht ansehen, Cup Sieg hin oder her.

Noch eine kleine Bemerkung zum verspäteten Beginn. Der war darauf zurückzuführen, dass Chelsea zu wenig Personal an den Eingängen der Gästefans hatte. Allerdings hat es sehr wohl ein paar Clowns gegeben die Flares zünden mussten, offenbar bei der Bahnstation (concourse). (Augenzeugenbericht und angeblich gibt es Fotos). Möglicherweise ist deswegen genauer kontrolliert worden und dafür waren zu wenige Leute vorhanden.
  

Samstag, 27. September 2014

Grand Tour I

Das erste Auswärtsspiel in der Premier League führte mich nach Liverpool, genauer gesagt in den Goodison Park. Ich kam mit dem Zug aus Manchester, in dem auch ein weiterer Arsenal Fan saß, der mich am Bahnhof in Liverpool fragte, ob ich auch zum Spiel gehe (ich hatte nur meinen rot-weißen Schal um, hätte also auch ein Liverpool Supporter sein können). Wie das so ist in der großen Arsenal Familie, waren wir uns auf Anhieb sympathisch und haben uns ein Taxi zu einem Pub geteilt. Alleine wäre ich direkt ins Stadion gefahren, aber so war ich zu jeder Schandtat bereit. Der Taxifahrer, selbst ein Liverpool Fan, klärte uns auf, dass die Pubs, die bei den Heimspiel des LFC die Reds beherbergten, bei den Spielen der Toffees von den Gästefans genutzt werden. Und so kam ich in den Genuss des üblich Gooners Warm Up, mit zahlreichen Fan Gesängen die sich in erster Linie mit unseren in vielerlei Hinsicht zurückgebliebenen Nachbarn beschäftigen. Keith der Superfan war natürlich auch da. Das Pub war vielleicht 100m von der Anfield Road entfernt, der Goodison Park befindet sich einfach auf der anderen Seite des Stanley Parks. Distanzmäßig sicher eine der engsten Rivalitäten im Fußball. Also benötigten wir nur einen kurzen Fußmarsch um zum Stadion zu kommen.

Stanley Park
Goodison

Dort verwehrte mir das elektronische Zugangssystem den Eintritt (ziemlich schmerzhaft so eine Kollision mit einem sturen Drehkreuz), also musste ich ein Ersatzticket lösen, was allerdings sehr schnell erledigt war (auch Season Ticket Holder von Everton waren betroffen und wirkten nicht besonders überrascht). Am Rückweg zum Einlass traf ich noch Jill Smith, die es in der Pension offenbar genießt, zu einem Spiel gehen zu können, ohne sich um irgendetwas oder irgendjemanden kümmern zu müssen.

Im Stadion begab ich mich auf meinen Platz, der nahezu ideal war um sowohl den eigenen Support zu genießen, als auch den Heimsupport der Blauen zu beobachten (der allerdings eher lahm war, worauf sie auch regelmäßig von den Gooners erinnert wurden (Shall we sing a song for you?).

Vor dem Spiel
Die schweigende Mehrheit

Das Spiel verlief weniger erfreulich. Ich fand uns zwar bestimmend, aber nachdem wir aus einem der ersten hohen Bälle das 0:1 erhielten änderte sich das Spiel und Everton war gefährlicher trotzdem wir nach wie vor überlegen waren (Spielanteil und so). Schließlich fiel aus einem Konter das 2:0, wobei Naysmith deutlich im Abseits stand, aber die Spielregeln waren nicht so die Stärke des Mannes in Gelb. Nach dem Seitenwechsel kam Giroud für Sanchez und sofort waren wir gefährlicher. Auch wenn sich ein junger Fan vor mir über die erste vergeben Chance von Olivier aufregte, aber wir hatten wenigsten welche. Everton war nur noch damit beschäftigt Zeit zu schinden (so klein ist der Ball nicht, dass man ihn ständig suchen muss) und zog sich immer weiter zurück, Arsenal drückte nach und schließlich traf Ramsey zum 1:2. Hoffnung machte sich im Sektor breit und als schließlich der Ausgleich durch Giroud fiel, gab es kein Halten mehr und die blauen Scousers wurden auf ihr Versagen noch einmal deutlich hingewiesen.


Das Champions League Spiel gegen Besiktas konnte ich nur über den Live Ticker verfolgen. Schon interessant, dass es daheim einfacher ist alle Spiel der Gunners zu verfolgen als in England. Wie auch immer, der Arseblog Liveblog war nervenaufreibend genug vor allem die letzten Minuten. Mit der 17. Teilnahme in der Tasche konnten sich die Gunners der nächsten Aufgabe in der Liga widmen.

Das Auswärtsspiel in Leicster haben ich und die Kanonierin in einem Pub in York gesehen. Eine mäßiger Auftritt der Gunners, da half es auch nicht, dass Koscielny nach einem Zusammenstoß aufgeben musste. Arsenal war da schon durch Sanchez in Führung gegangen nachdem Sanogo ein Schupferl von Cazorla nicht richtig verwerten konnte in seiner unnachahmlich bambiesken Art. Kurz darauf aber eine Konter über die linke Seite, Flanke und Tor. Den Rest der Partie quälte sich Arsenal ein flüssiges Passspiel aufzubauen, scheiterte aber. Trotz mehr Ballbesitz, mehr vollständiger Pässe, mehr Torschüssen und Schüssen auf das Tor ist bei Arsenal Sand im Getriebe und es bleibt eine Anfälligkeit bei Kontern. So werden wir nicht Meister!

Ob sich am Transfermarkt noch etwas tut bis Montag? Ich hatte die Freude diesen Tag des Heiligen Sky Tickers in England zu verbringen und die Spannung die über dem ganzen Land liegt ist kaum auszuhalten. Für Arsenal schien sich aber nichts zu tun und Wenger war in Rom. Letzten Endes hat aber gerade dieser Ausflug dazu geführt, dass wir statt dem benötigten Verteidiger doch noch einen Stürmer gekauft haben, nämlich Danny Welbeck der praktischerweise mit der englischen Nationalmannschaft am Trainingsgelände von Arsenal zu Gast war. Gemessen an den Reaktionen der United Fans jedenfalls eine gute Akquisition. Es folgte eine internationale Pause von 2 Länderspielen (wo wir unseren Neo Gooner gleich in Aktion bewundern konnten) und dann ging das wahre Leben wieder los.

Wir waren inzwischen in Liverpool angekommen und so bin ich am Samstag in der Früh in den Zug gestiegen um zum Heimspiel gegen Manchester City zu reisen. Am Bahnhof habe ich mich mit der Daily Telegraph und dem neuen Buch von Ian Rankin ausgestattet. Dabei ist mir ein kleiner Ladendiebstahl passiert, da dass Buch eine Beigabe zur Zeitung war, aber ich beim self check out nicht überzuckert habe, dass man es trotzdem extra scannen muss. Erwischt wurde ich nicht (so viel zu den vielen CCTV Kameras) und drauf gekommen bin ich eigentlich auch erst im Zug. Die Angelegenheit konnte mittlerweile mit der WH Smith gelöst werden, sie verzichten auf die Überweisung der GBP 2,99.

In London hatte ich dann gemütlich Zeit von Euston nach Kings Cross zu spazieren und ein bisschen Metropolen Luft zu schnuppern nach den vielen Tagen am Land und in Provinzstädten. Es fühlt sich wirklich schon wie eine zweite Heimat an. Dann ging es mit der U-Bahn zur Holloway Road um bei Piebury Corner Station zu machen und dann zum Stadion.

Piebury Corner
"The Geordie Amstrong"
"We are the North Bank..."

Ich hatte diesmal eine Karte von einem Freund und so die Ehre zum ersten Mal auf der North Bank zu stehen also quasi im harten Kern der Arsenal Fans. Dort wird, wie erwähnt gestanden, und auch mehr gesungen. Das Spiel war spannend, Arsenal wirkte sehr stark allerdings ging sehr viel durch die Mitte. Es war aus der Perspektive richtig spannend zu sehen wie die Angriffe sich immer stärker verengten. Welbeck zeigte bei der Gelegenheit, dass er fußballerisch perfekt zu uns passt und hatte dann auch eine Riesenchance bei der er den Ball über Hart lupfte, aber leider nur die Stange traf. Dann hatte auch City einen Torschuss nach einem Konter und Arsenal war 0:1 hinten. Irgendwann nutzt sich die Pointe wirklich ab. Die Stimmung war dann etwas gedämpft und City kam zu weiteren Chancen. In der zweiten Halbzeit nahmen die Gunners dann wieder Fahrt auf. Arsenal spielte nun auf das Clock End zu, womit die Tiefe der Angriffe schwerer einzuschätzen war. Das 1:1 durch Wilshere war für mich vor allem dadurch zu erkennen, das genau in meiner Sichtachse ein Arsenal Spieler die Arme hochriss, als Jack den Ball über Hart hob. Arsenal war wieder am Drücker und ließ weitere Angriffe folgen. Das 2:1 war dann schön zu erkennen, weil Sanchez wieder in dieser Sichtachse stand und man sehr schön beobachten konnte wie er sich in der Erwartung des Passe von Wilshere positioniere und zum tödlichen Schuss aufrieb. Volle Ekstase auf der North Bank. Dann passierte das nächste unvermeidliche, ein Arsenal Verteidiger (Debuchy) verletzte sich. Es war klar, dass was Schlimmeres passiert sein musste, da nicht nur die Trage sondern auch Sauerstoff auf das Feld gebracht wurde. Chambers kam stattdessen herein und diese Umstellung und die mangelnde Konzentration wegen der Verletzung des Kameraden nutze City sofort aus. Chambers stand noch nicht perfekt und konnte eine Flanke nur zum Eckball klären. Aus dem resultierenden Eckball köpfte DeMichelis dann den unverdienten Ausgleich. Szczesny und Flamini sahen bei dem Treffer nicht gut aus und das der überwuzelte Rübezahl aus Argentinien nicht gedeckt wurde, half auch nicht. Ein starkes Spiel von Arsenal, dem Titelverteidiger und Mitfavoriten für diese Saison mehr als ebenbürtig und trotzdem 2 Punkte verloren.

Die Stimmung im Emirates war jedenfalls ausgezeichnet und Arsenal braucht sich nicht verstecken vor anderen Teams.
Die Heimreise gestaltete sich etwas schwieriger als erwartet. Zuerst ein längerer Fußmarsch Richtung Islington&Highbury, soweit so gut. Ausreichend Zeit um den Zug nach Liverpool zu erreichen, der dann auch pünktlich abfuhr. Kurz nach Birmingham aber ein unvorhergesehener Halt, kurz darauf die Information, dass sich jemand auf der Strecke vor einen Zug geworfen und die Polizei wegen Ermittlungen die Strecke gesperrt hatte. Also mussten wir zurück um über eine andere Strecke nach Norden zu fahren. In Crewe dann endgültiger Halt, da der Zug schon 90min Verspätung hatte und um den Fahrplan nicht weiter durcheinander zu bringen nach London zurückkehre. Wir mussten in den Folgezug einsteigen der aber schon nach 20 Minuten da war und auch genug Platz bot. So endete eine lange Reise am späten Abend in einem chinesischen Restaurant in das auch ein paar stockbetrunkene Liverpoolerinnen einfielen. Aber das ist eine andere Geschichte.



Gods own country

Sonntag, 17. August 2014

Einzigartig!

Es gibt sicher viele Details die man am gestrigen Auftritt der Gunners kritisieren kann. Sei es, dass der eine oder andere Spieler behäbig wirkte (Yaya, ich sehe Dich an), oder das die Art der Fehlpässe zum Haare raufen waren. Vor allem in der Zeit zwischen 60. und 75. Minute wirkte Arsenal angeschlagen. Doch in der letzten Viertelstunde erhöhte die Heimmannschaft den Druck und der Sieg schien möglich.

Arsenal war durch einen Kopfball nach einem Eckball von Hangeland in Rückstand geraten. Rasend originell. Kurz vor der Pause verwertete Koscielny einen Freistoß von Alexis zum Ausgleich. Bewegung und Abschluss von unserem gallischen Verteidiger waren eines Topstürmers würdig.
In der zweiten Halbzeit änderte sich nicht viel. Gibbs musste ausgetauscht werden (auch mal was neues), dann kamen noch Chamberlain und Giroud. Als es dann wirklich schon knapp wurde, schlug unser Walisischer Wunderknabe wieder zu und Arsenal hatte die ersten drei Punkte der neuen Saison (und war die einzige Heimmannschaft gestern, die gewonnen hat). Unter dem Strich war das jedenfalls mehr als verdient (Zahlen von 7am KickOff).

Nächste Station ist Istanbul um die Einnahme unseres Stammplatzes in der Champions League vorzubereiten. Mit Gibbs verletzt (Oberschenkel oder Achillessehne, das war gestern noch offen) und Mertesacker noch nicht Match fit, wird es hinten etwas knapp. Flamini war gestern auch nicht auf der Bank, ohne besondere Angabe von Gründen. Vielleicht sollten wir doch noch jemanden holen.

Abschließend noch ein paar Worte zum Kommentar auf Sky Deutschland. Das penetrante Aussprechen des Namen (Tony) Pulis wie man ihn schreibt, war nervig bis zum äußersten. Auch sonst hat der gute Mann ausschließlich Plattitüden abgefeuert. In dem Fall könnte man das Kommentar auch von einer Maschine sprechen lassen. Da gibt man vorher alle Gemeinplätze ein und die Aussprache von Namen lässt sich auch besser steuern.

Das war es wahrscheinlich vor der Studienreise Nordengland. Bei meiner Rückkehr können wir hoffentlich unser Lospech in der Champions League beklagen, dem französischen Nachwuchstalent, das wir für die Innenverteidigung geholt haben gute Besserung wünschen, und die Meisterfeier planen.