Sonntag, 22. Dezember 2013

Diese Reise!


1 Wochenende, 3 Spiele, 11 Tore (davon 10 gesehen)

Mein Trauzeuge hat zu seinem letzten runden Geburtstag (die genaue Zahl tut hier nichts zu Sache) eine Fußball Reise nach London geschenkt bekommen. Mit der Planung und Durchführung wurde der Kanonier höchstselbst beauftragt. Also machte ich mich daran soviel Premier League Spiele wie möglich in ein Wochenende zu packen. Und so trug es sich also zu:

Am Weg zum Flughafen erzählte mir mein Trauzeuge, dass es am Vienna International Airport keine Aufrufe für verspätete Fluggäste mehr gibt, weil das in einem überwiegenden Teil der Fälle, nichts gebracht hat. Ziemlich blöd, denn in der Folge haben wir uns so viel Zeit gelassen, dass das Personal am Gate unseres Abflugs schon einigermaßen ungehalten war, weil wir so pünktlich waren. Also eher knapp halt. Wobei ich ein halbe Stunde vor Abflug das Gate zu schließen auch eher für kleinlich halte, aber bitte, man sagt ja nichts.

Der Rest der Anreise verlief dann unspektakulär und so erreichten wir unser Hotel in London ohne weitere Zwischenfälle. Das erste Spiel, dass wir sehen würden, war, no na, Arsenal gegen Southampton. Also raus nach Highbury, dem Grünschnabel einmal etwas Geschichte zeigen. East Stand, West Stand. Schließlich unser erster Imbiss. Meine Trauzeuge ist glücklicherweise ein ebenso begeisterter Esser wie ich. Man servierte Schweinebraten im Baguette mit Sage Gravy und Apfelsauce. Deliziös. Nächste Station Gunners Pub. Erstens um die Tickets in Empfang zu nehmen und zweitens um die Away Boyz zu hören. Und das Ale nicht zu vergessen. Die Stimmung war prächtig, die Musik lief auf gefühlten 120 Dezibel und Gooners aus der ganzen Welt strömten herein und feierten den besten Club der Welt. Nach einem Foto mit einer FA Cup Replikation (ganz schön schweres Trum), und Ohrensausen machten wir uns auf den Weg ins Stadion,nicht ohne noch einen Pie beim legendären Piebury Corner (bzw. dessen mobiler Version) abzustauben. Vor dem Stadion trafen wir noch auf unsere Mitreisenden für den anschließend Trip nach West Ham, um den Schlachtplan für den fliegenden Wechsel durchzugehen.


Im Stadion dann der erste Rückschlag. Auf Grund von Problemen mit den Verkehrsmitteln, fing das Spiel eine viertel Stunde später an. Das war natürlich ein Drama, denn auf Grund unseres engen Zeitplans mussten wir schon früher weg und jetzt würde uns noch einmal 15 Minuten fehlen. Hoffentlich kann Arsenal das Spiel schnell entscheiden. Mitnichten. Southampton verteidigte hoch und war stark im Zweikampf und Arsenal tat sich schwer, war aber trotzdem der Herr im Haus. Die Saints gingen auch sehr forsch auf die Rückpässe von Arsenal, offenbar hatten sie Szczney als schwachen Punkt ausgemacht. Das ist insofern recht originell, da den Gunners das 1:0 nach einem Fehler von Boruc gelang, der unter Druck von Giroud, den Ball vertändelte. Was für ein Spass. In der 60. Minute war dann Schluss für uns und wir suchten das bestellte Taxi auf.

Arsenal v Southhampton

Die Fahrt durch das abendliche London war langwierig. Auf den Hauptstraßen staute es sich, also fuhren wir vornehmlich auf Nebenstraßen. Die wiederum sind durchgehen verkehrsberuhigt, durch unzählige Bodenschwellen. Weil der Fahrer dann auch noch auf die falsche Seite des Stadions gefahren ist, kamen wir unter dem Strich 15. Minuten nach Anspiff auf unsere Plätze. In der Zwischenzeit hatten wir vom 2:0 durch Giroud erfahren und konnten uns doch entspannt dem folgenden widmen. West Ham hatte den ersten Ansturm verpuffen lassen (ist halt schwer ohne echten Stürmer) und verlor langsam die Kontrolle über das Spiel. Ein katastrophaler Rückpass führte dann zu einem Elfmeter und damit zum 1:0 für Chelski. Ich hatte schon wieder vergessen, was für ein unerträglicher Haufen diese Fans sind. Leider ging es in der Tonart weiter. Gelegentlich zeigte West Ham gute Ansätze, aber ohne übermäßig zwingend zu sein, Chelsea spielte zurückhaltend, aber die unbestreitbare Klasse einzelner Spieler sorgte für konstante Gefahr im Strafraum der Hammers. Der eine oder andere Verteidiger wirkte richtiggehend überfordert. Auch das 2:0 war nicht völlig unvermeidbar. In der zweiten Halbzeit schien West Ham zu versuchen doch noch etwas zählbares zu erreichen, doch nach dem 3:0 war dann der Ofen aus. Interessanterweise erwachte jetzt auf einmal der Heim Support, obwohl ein Teil der Fans schon gegangen war. Die Verbliebenen fingen an rhythmisch zu klatschen um die unaufhörlichen Gesänge für Frank Lampard zu übertönen. Was streckenweise sogar gelang.
Der Boleyn Ground selbst hat einen gewissen Charme. Ein typisches englisches Fußballstadion, mit sehr engen Gängen, steilen Tribünen und das ganze ein bisschen abgefuckt. Der Blick vom Main Stand über den niedrigeren East Stand Auf die dahinter liegenden Wohnburgen hat schon fast was romantisches.


West Ham v Chelski

Nach dem Spiel trafen wir uns mit Barry dem Wirten (ein West Ham Fan, der in Wien lebt) und seiner Mutter, um im Stamm Pub der West Ham Fans, der "Boleyn Tavern", den Frust über die Niederlage zu mildern. Wobei wir zwei naturgemäß nicht gefrustet waren, auch wenn es schön gewesen wäre unsere Freunde von unter der Brücke auf's Maul fallen zu sehen. Danach ging es ohne Mutti zum Inder. Wohin sonst, ist quasi lokale Küche dort. Zahlreiche West Ham Supporters frequentierten auch dieses kleine Lokal und auch wenn es lang dauerte, bis wir unser Essen bekamen, es wurde gleichzeitig einiges an Take Away zubereitet, hat es sich ausgezahlt. Geographisch befanden wir uns nun mitten in East Ham und machten uns von dort auf die lange Heimreise in die Stadt. Erschöpft vom langen Tag (Tagwache 5:50) bezogen wir unser Zimmer und fielen ins Koma.

Der nächste Tag hatte es ebenfalls in sich, wenn auch nicht mit einem dermaßen dichten Programm. Mit dem Virgin Train ging es in der Früh nach Manchester. Dort angekommen wanderten wir gemütlich in die East Lands oder die Middle East Lands, wenn man so will, eine teilweise wildromantische Gegend, mit verfallenen Häusern und geschlossen Pubs, aber auch mit revitalisierten Wohnbauten. Das Etihad Stadium ist von außen nichts allzu besonderes. Trotzdem vergönnten wir uns noch schnell ein Pulled Pork Sandwich, wieder mit Apfelsauce und einer Art Grammeln. Drinnen in das Stadion erstaunlich kompakt und hat eine wirklich gute Atmosphäre. Wir waren also schon positiv gestimmt, bevor wir wussten, was uns noch erwarten würde. 

Nach 13 Sekunden stand es 1:0 für City. Und in dieser Tonart ging es weiter. Deppenham spielte zwar flotter, wenn sie den Ball hatten, aber Soldado ist abseits de Elfmeterpunktes  nicht wirklich überzeugend. Im Gegenzug gelang es City immer wieder schnell das Mittelfeld zu überbrücken, auch wenn Yaya Toure das manchmal zu verhindern wusste, indem er die Partie im wahrsten Sinne des Wortes aufhielt, und vorne liefen Aguero und Negredo Amok. Die Veteidigung der Spuds wurde komplett schwindelig gespielt und hatte über weite Strecken keine Plan. Das 3:0 zur Pause war hochverdient. Im übrigen spielten auch Nasri und Clichy. Beide so, wie wir das noch von Arsenal kennen. Clichy erratisch hinten aber solide nach vorne und Nasri mit Genieblitzen aber im großen und ganzen doch mehr so, als wäre ihm alles wurscht. Bloß nicht zu viel bewegen.
Nach der Pause ging es in der selben Tonart weiter und auch mit dem 6:0 waren unsere dauerbeschatteten Nachbarn noch gut bedient. Six at the City. Da tut sich wieder eine gewaltige Lücke auf, zwischen uns und Deppenham.

Man Shity v Spuds

Nach dem Spiel, noch eine Portion Eintopf von der Kuh vor dem Stadion und die Tore auf Großleinwand genießen. Watschen für die Spuds werden wirklich nie fad, egal wer sie austeilt. Das Etihad Stadium ist jedenfalls einen Ausflug wert, vor allem wenn der Lokalrivale dort geschlachtet wird.

Am Abend feierten wir unser erfolgreiches Groundhooping in Londons ältestem Restaurant und am nächsten ging es zum Shopping für Kinder, Taufkinder und Ehefrauen (natürlich beginnend in The Amoury). Nach dem einen oder anderen Pint unterwegs und der obligatorischen Portion Fish and Chips, besuchten wir am Abend noch ein Keller Erster Stock Theater in Camden um das Debüt eines Freundes als Comedian zu erleben. Ein kleiner Raum mit ca. 30 Personen (fast nur Freunde des Künstlers), viel englischer Humor und einige brillante Sketches liesen auch das zu einem Erlebnis der besonderen Art werden. Will Howes ist ein Name den man zumindest auf der Insel noch hören wird (your curtains a unneccesary flamable).

In diesem Sinne Up the Arsenal in bis zum nächsten Mal, wenn auch hier Arsenal wieder mehr dominiert.

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