Dienstag, 5. Juni 2012

Merry old England

Wie schon mehrfach versprochen, der II Teil meines letzten Reiseberichtes in das Mutterland des Fußballs. Also der eigentliche Reisebericht. Also eigentlich kein Reisebericht sondern,.... Na egal!

Wie, glaube ich, schon im ersten Teil erwähnt, hat Cyclist eine lückenlose Kette von Quartieren und Transporten organisiert, einfach weil er so ein sympathischer Bursche ist. Wenn er nicht gerade andere Leute Bier verschüttet. In Folge dessen wurden wir am Freitagabend in Gatwick von Cyclists Bruder abgeholt, der uns in einem schnittigen Audi in das malerische Örtchen Lewes führte. Dort ging es direkt zu seinem Stamminder, der mehr oder weniger nur für uns offengehalten hat. Auch dieser Blog wird sich wieder Schwerpunktmäßig mit der Nahrungsaufnahme befassen, neben anderen Lifestyle Themen, sowie diesmal exklusiv: Katzen der Gastgeber. Hier also unser erstes Abendessen: Großartige Currys mit Cobra Bier aus 0,66l Flaschen.

Lecker (aber ohne Blitz)


Danach ging es in die einzige Bar die zu dieser späten Stunde noch offen hatte, auf einen Absucker inklusive Besichtigung betrunkener Jugendlicher und solcher die sich noch dafür hielten (also jugendlich natürlich, nicht betrunken). Auch in England kein schöner Anblick. Nach einer erholsamen Nachtruhe, wurden wir am nächsten Morgen zunächst vom Sohn des Hauses mit Tee versorgt (Twinings Diamond Jubilee TeaBlend), danach bereitete der Hausherr Eierspeise in der Mikrowelle zu. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Etwas zausig sah nur der Kater des Hauses aus, der die Nacht im Freien verbringen musste und dabei etwas feucht geworden ist.


Nasse Katze!
Da der Mikrowellentrick mit den Eiern keinerlei Zeitersparnis brachte, wurden wir mit dem Auto zum Bahnhof gebracht, um pünktlich in die großartigste Stadt der Welt zu pendeln.


Auf nach London!

Nachdem ich bei dieser Reise so einiges vergessen hatte (Zahnbürste!), ließ ich auch unsere Oyster Cards daheim, worauf ich in Victoria Station ein U-Bahnticket erwerben musste. An sich schon ein besonderer Spaß, kam diesmal noch erschwerend hinzu, dass in England Bank Holiday war. Daher besonders lange Schlangen an allen Schaltern. Aber wir hatten genug Zeit eingeplant und so kamen wir rechtzeitig in nach Islington. Die Koffergeschichte und das Spiel wurden in Teil I ausführlich behandelt und so kommen wir direkt zum weiteren Geschehen. Zunächst eilten wir nach dem Spiel in die Arsenal Tavern, wo wir begeistert feststellten, dass noch genug Plätze frei waren um das FA Cup Finale zu sehen. Es waren sogar verdächtig wenig Menschen da, wie sich herausstellte dauerte es auch noch 2 Stunden bis zum Ankick. Also hat Cyclist unseren nächsten Transport angerufen und wir brachen zum Treffpunkt bei der London Victoria Bus Station auf. Nach einigem herumirren haben wir den Treffpunkt gefunden und wurden, wenig später, von einem ehemaligen Arbeitskollegen meines Reisebegleiters mit dessen Sohn, der auch gerade erst nach London gekommen war, abgeholt. Die Fahrt führte uns nach Penn in Buckinghamshire. Eine der nobleren Ecken des Königreichs. Wir wurden sehr herzlich von der Familie unseres Gastgebers aufgenommen. Lediglich die Stubentieger Wiskey und Bailey waren anfangs etwas reserviert.

Hier ist besetzt!
Und wer seid ihr schon wieder?

Am Abend ging es dann in das älteste Freehaus des Landes "The Royal Standard of England". Für den Kanonier, wie der Leser weiß, natürlich ein absoluter Höhepunkt. Frischgezapftes Ale und feinste englische Pub Küche in historischem Ambiente. Hier kann man mich begraben!

Das Pub meiner Träume!
 
 
Walisische Lammleber mit Mashed Potatoes
Der nächste Tag wurde mit einem traditionellen englischem Frühstück eröffnet. Man könnte meinen wir waren nur am Essen, aber das stimmt natürlich (fast) nicht. Die Zubereitung erfolgte, entgegen Jamie Olivers Rezept, für jede Zutat einzeln, was für mächtig Leben in der Küche sorgte und zu einem formidablen Ergebnis führte.
Danach war ein Sonntagsessen bei der Stiefmutter von Cyclist angesetzt, bei dem auch wieder sein Bruder mit der ganzen Familie erschien. Mir war es also vergönnt immer tiefer in das englische Alltagsleben einzutauchen, wie man es als normaler Tourist sonst nicht vermag. Da besagte Stiefmutter aus Frankreich kam und sich Verstärkung durch ihrer Nichte aus Montpellier hat kommen lassen, bekam die Verköstigung natürlich einen besonderen Touch. Schweinbraten in Calvados Sauce, und was für eine Calvados Sauce, dazu Fisolen, Karotten und Kartoffelgratin. Ein typischer Arsenal Sunday Roast (englisch mit starkem französischem Einschlag) war perfekt. Auch sonst konnte sich die die bescheidene Unterkunft sehen lassen. Man sieht meinem Freund ja nicht unbedingt gleich an, dass er aus so noblen Haus stammt. Und auch hier gab es einen Kater.

       Ein Methusalem: 22 Jahre!


Am Nachmittag besuchten wir dann das Städtchen Marlow an der Themse, um einen kleinen Sparziergang zu machen. In Marlow befindet sich die letzte von zwei Brücken von William Clark, die andere überspannt in Budapest die Donau. Jedenfalls sehr malerisch der ganze Ort, wie überhaupt eine Reise die Themse entlang viel zu bieten scheint. Am Abend trafen wir uns dann mit unseren Gastgebern wieder im Royal Standard und beschlossen den Tag mit ein paar gemütlichen Pints. Wobei beschlossen stimmt so nicht ganz, denn nach einem leichten Snack daheim, stand noch Macht of the Day auf dem Programm, sehr zur Begeisterung der Hausfrau. Der Kanonier hat in diesem Zusammenhang übrigens einen leichten Spleen (oder festen Pascher, je nach Betrachtungsweise) nämlich, dass er die Ergebnisse vorher nicht wissen will. Im konkreten Fall war das recht einfach, da wir uns in fußballerisch eher desinteressierten Kreisen bewegten. Lediglich ein SMS aus der Heimat, das Cyclist unvorsichtigerweise öffnete, verschaffte uns eine leichte Ahnung von dem was da kommen sollte. Jedenfalls nahm das Wochenende auch arsenaltechnisch eine positive Wende, da Newcastle gegen City verlor und auch Sp*rs wieder alle Räder von sich warfen und gegen Aston Villa nur Unentschieden spielte. Damit war der Ausflug endgültig am Rande der Perfektion.

Tags darauf verließen wir unsere Gastgeber, nachdem ich noch mit dem englischen Frühstücksgebäck Crumpet bekannt gemacht wurde. Alleine diese Entdeckung war die Expedition wert. Wir wurden dann zu Cyclists Mutter chauffiert. Wieder ein nettes Haus mit, nona, Katzen und einem schönen Garten in dem sich Eichhorn, Elster, fette Tauben und Rotkehlchen tummelten. Und wieder reizende Engländer. Nette Gespräche und einen Ploughmans Lunch später, fuhren wir mit dem Zug zurück in die großartigste Stadt der Welt und von dort zum Flughafen.

Alles in allem war das ein großartiger Trip und ich hoffe so etwas bald wiederholen zu können. Ein großes Danke an dieser Stelle, an die Reisebegleitung und alle Unterkunftgeber!
   

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