Sonntag, 18. November 2012

Blogpost 100: Und einmal im Jahr grüßt das Murmeltier

Der Kanonier und alle Mitarbeiter von Kanonendonner möchten sich bei den Spielern des Arsenal FC bedanken, für das großzügige Geschenk zum 100. Blogpost. Ein 5 zu 2 Derbysieg mag nicht sonderlich originell sein, trotzdem war es ein denkwürdiger Derby Tag.

Die Anhänger des Arsenal Football Club in der Haupt und Residenzstadt Wien hatten sich in einem Pub zusammengefunden, das wir ganz für uns alleine hatten. Zu den üblichen Verdächtigen gesellten sich noch eine kleine Gruppe masochistisch veranlagter Sp*rs Fans. Warum sich die das jedes Mal antun, ist mir persönlich ein Rätsel, ab chacun a son gout, wie es in der Fledermaus heißt. Der Beginn des Spiels erinnerte nicht nur an das letzte Derby, sondern auch an die letzten Wochen. Nach einigen zaghaften Versuchen der Gunners, kommt der Gegner zu einer Chance und merkt, dass das ganz einfach geht. In diesem Fall zählte der erste Treffer wegen Abseits zurecht nicht (auch wenn Vermaelen recht gemächlich die Abseitsfalle aufstellte). Dann passierte das Unausweichliche, Emoney Greedybayor traf nach einer kurzen Abwehr von Szczesny. Dem Tor ging wieder einmal eine katastrophale Abwehrleistung voran. Ausgerechnet Greedybayor, aber wie gesagt, das war ja unausweichlich. Danach hatten die Deppenhamer auch noch die Chance auf das 2:0, der Ball strich aber knapp an der Stange vorbei.
Das Schicksal war aber auch dieses Jahr nicht bereit, diese Karikatur eines Fußballklubs zu unterstützen und es blieb Greedybayor vorbehalten, dem Spiel die entscheidende Wendung zu geben. Eine gemeingefährliche Attacke gegen Cazorla, der dabei mit viel Glück nicht verletzt wurde, brachte dem togolesischen Wappler die verdiente Rote Karte. Bale, das walisische Äffchen, geriet währenddessen mit Wilshere aneinander, der zeigte, dass wir uns im eigenen Stadion von so einer Witztruppe sicher nicht papierln lassen werden. Von diesem Moment an war Arsenal der Herr im Haus und blickte (fast) nicht mehr zurück. Mertesacker besorgte den Ausgleich mit einem Prunkstück von einem Kopfball. Podolski erzielte mit einem Geistesblitz, der von der Ferse von Gallas noch abgefälscht wurde, das 2:1 und kurz vor der Pause erzielte Giroud das 3:1. Im Pub war die Hölle los. MC Hero und Fred Perry stimmten einen Gesang nach dem anderen an, Giroud (zu "Hey Jude") Santi Cazorla (zu "Volare") ergänzten unser übliches Repertoire. Weitere originelle Beiträge lieferte ein Neuzugang aus London.
Nach der Pause sorgte noch Cazorla für das 4:1 („he comes from the sonny spain, to play in the pooring rain“) bevor Tottenham ein Tor aufholte und dann noch eine Chance auf der 3:4 hatte. Aber Welsh Monkey Boy, der den zweiten Treffer erzielt hatte, wollte in die Geschichtsbücher eingehen und versäumte es dem besser postierten Defoe anzuspielen. Es war jedenfalls wieder so etwas wie Unsicherheit zu spüren, sowohl auf dem Feld als auch im Stadion oder im Pub. Arsenal hat in den letzten Jahren zu oft gezeigt, dass wir jede Führung verspielen können. Doch dann setzte Walcott das 5:2 in die Maschen, Bill Murray musste lächeln und Arsenal hatte sein mittlerweile traditionelle Heimresultat gegen die Wilden aus den Sümpfen nördlich der Stadt.

Es läuft sicher nicht alles perfekt bei Arsenal, aber mit einem Sieg am Mittwoch, daheim gegen Montpellier, kann das Team weiter für Ruhe sorgen. Wenn Schalke gegen Olympiacos gewinnt, dann wären wir in der Champions League weiter. Und Niederlagen von ManU, Chelski, Everton und Newcastle haben die 3 Punkte noch wertvoller gemacht, als sie ohnehin schon waren.
Ich glaube auch, dass wir uns das Leben als Fans schwerer machen als notwendig. Zugegebener Maßen, unser Auftritt in Norwich war unterirdisch, aber auch United hat gestern dort verloren. Auch die Spiele gegen Schalke oder das Unentschieden gegen Fulham gaben durchaus Grund zur Kritik. Aber Arsenal Supporter haben das Talent, sofort den Untergang des Abendlandes am Horizont zu sehen. Der Eigentümer muss dann gehen (träumt weiter), der Vorstand sowieso (wird auch nicht passieren) und natürlich der Trainer und der halbe Kader (sehr, sehr unwahrscheinlich). Da das alles also nicht passieren wird, gilt zunächst ein anderes Zitat aus der Fledermaus: "Glücklich ist wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist!". Und dann sollte man über den Zaun blicken und die braunen Flecken auf den anderen Wiesen betrachten. Der Kanonier hat sich letzten Sonntag einem grausamen soziologischen Experiment unterzogen. Ein Fußballfan Selbstversuch so zu sagen. Ich habe mir das Spiel Chelsea gegen Liverpool aus Sicht eines Chelsea Fans angesehen. Die Versuchsaufstellung beinhaltete eine Handicap Wette über € 10,-- auf Chelsea. Und Liverpool ist das Team unter unseren (ehemaligen) Rivalen, nach Tottenham natürlich, dass ich am wenigsten mag. Da saß ich also in einem Wettcafé, fühlte mich unwohl auf Grund der vielen Ausländer (so schnell konnte ich mich also in die Haut eines Mitglieds der Chelsea Familie versetzten) und verfolgte das Spiel. Jetzt hat ja Chelski all die Spieler bekommen, die wir bei Arsenal haben wollten, nur weil man mehr Gehalt geboten hat. Durchaus talentierte Kicker, wie Mata oder Hazard. Aber gegen eine bestenfalls durchschnittliche Liverpooler Mannschaft stellte sich heraus, dass auch diese Herrn nur mit Wasser kochen. Fehlpässe, Chancen stümperhaft vergeben und den gefährlichsten Spieler des Gegners bei einem Eckball vergessen. Kam mir alles irgendwie bekannt vor. Die € 10,-- waren jedenfalls weg und es brauchte mehr als eine Dusche um die das unangenehme Gefühl wieder abzuwaschen, ein Spielzeug eines russischen Mafiosi zu supporten. Aber wenn es der Wahrheitsfindung dient, ist der Kanonier zu allem bereit.

Also, lange soll die Freude über den großartigen Derby Sieg anhalten. Seien wir dankbar, dass wir Fans des besten Fußballklubs ever sind und etwas gelassener wenn nicht immer alles so glatt läuft. Das Beste liegt noch vor uns, man muss nur fest daran glauben.

Auf weitere 100 Blogposts, Up the Arsenal!
   

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