Sonntag, 9. Oktober 2011

Arsenal und das Geld

© Great Value Golf 2008-2011.

Am Donnerstag, rechtzeitig bevor die Langweile des internationalen Fußballs über uns hereinbrach, hat Swiss Ramble seinen neuesten Beitrag veröffentlicht. 21 Fragen zur finanziellen Situation Arsenals. Ich möchte im Folgenden zu einigen Punkten meinen Senf geben, auf Basis der von Swiss Rambler wie immer herausragend aufbereiteten Zahlen und Grafiken (die der geneigte Leser alle dort nachschlagen kann).

Arsenals einzige Schwäche im wirtschaftlichen Sinn sind die relativ niedrigen Einnahmen aus gewerblichen Einkünften. Dabei handelt es sich um die Einkünfte aus der Trikotwerbung, den Namensrechten für das Stadion und die Vermarktung im Allgemeinen. Hier ist Arsenal nur die Nr. 13 in Europa, wohingegen man im wirtschaftlichen Gesamtranking auf Platz 5 steht (Deloittes Football Money League 2009/2011). Der Hauptgrund für den großen Abstand zwischen Arsenals € 51 Mio. und den € 94 Mio. von Manchester United beispielsweise (Bayern München führt in dieser Kategorie übrigens mit €165 Mio., falls sich jemand gefragt hat, was mit seinen Telefongebühren bei T-Mobile passiert), liegt in der Errichtung des Emirates Stadium. Arsenal hat damals mit den Emirates Airlines sehr langfristige Sponsorenverträge abgeschlossen, um die Finanzierung der neuen Arena sicherzustellen. Die Entscheidung war auf jeden Fall richtig, denn betrachtet man die Einnahmen pro Spieltag, ist Arsenal die Nr. 3 in Europa und damit auch der Welt (Deloittes Football Money League 2009/2011). Seit damals ist aber viel Wasser die Themse hinunter geflossen und die Beträge die heutzutage für Sponsoring auf den Trikots bezahlt werden, bewegen sich in ganz anderen Dimensionen. Zum Vergleich: Emirates zahlt pro Jahr ca.  6,4 Mio., während die beiden Manchesters und Liverpool jeweils € 23 Mio. bekommen und Barcelona sogar € 30 Mio. Ebenso bekommen die Gunners von Nike als Ausrüster "nur" € 9,3 Mio., während Manchester von Nike € 29,5 Mio. erhält. Selbst wenn man da noch Bonuszahlungen für den Gewinn der Meisterschaft herausrechnet, würde ich mir das an Stelle der Gunners von Nike nicht länger bieten lassen (Kroenkes Teams haben übrigens 2 Mal Adidas [Colorado Rapids und  Denver Nuggets] und 2 Mal Reebock [Colorado Avalanche und St. Louis Rams] als Ausstatter). Hier ist jedenfalls Spielraum nach oben und nach letzten Meldungen wird man versuchen, dieses Problem noch vor Ablauf des Deals mit Emirates 2014 zu lösen, möglicherweise sogar noch in dieser Saison. Ein Bonmont am Rande ist dabei, dass United sogar aus dem Deal mit DHL für das Trainingsgewand 
€ 11,6 Mio. pro Jahr bekommt. Ob das alles auch analog für Namensrechte am Stadion gilt, dieser Vertrag läuft noch bis 2021, ist schwer zu sagen. In England hat von den Top Teams bisher nur Manchester City die Namensrechte verkauft, das allerdings zu einem sehr hohen Preis. Arsenal hat jedenfalls ein gutes Team mit viel Erfahrung in diesem Bereich.

Ein anderes wichtiges Thema ist die Gehaltsstruktur im Klub. Arsenal hat eine relativ flache Gehaltskurve, daher verdienen die Top Spieler nicht so viel mehr als die jungen Talente oder die Ergänzungsspieler. Prinzipiell eine noble Idee, die auch sicher positive Auswirkungen auf die Gruppe hat. Aber es gibt zwei massive Nachteile, die es für mich notwendig machen, sich von dieser Politik zu verabschieden. Zum einen können wir nicht mit den Gehältern anderer Klubs im Hinblick auf die Topspieler mithalten. Das jüngste Beispiel ist Juan Mata. Die € 27 Mio., die Chelsea gezahlt hat für den Transfer, hätte sich auch Arsenal leisten können und wollen. Aber bei Chelsea verdient er nach Zeitungsmeldungen mehr (ohne das jetzt mit Zahlen belegen zu können). Auf der anderen Seite verdienen manche Spieler, gemessen an ihren Leistungen zu viel. Die Tatsache, dass wir Denilson und Bendtner nur verleihen konnten, obwohl wir sie abgeben wollten, ebenso wie Almunia übrigens, beweist das meines Erachtens.

The Swiss Rambler gibt dann auf seine 21. Frage verschiedene Antworten, wie Arsenal sich im finanziellen Bereich verbessern könnte. Auf die ersten beiden Punkte bin ich schon eingegangen. Ich glaube auch, dass der Klub im Jänner wieder aktiv werden wird und den Kader weiter verändert. Meine persönliche Theorie ist, dass Arséne Wenger versucht hat, Fabregas und Nasri zu halten, eventuell bis zumindest Ersatz gefunden worden wäre. Dabei hat er sich verspekuliert, letzten Endes aber das richtige getan und die Reißleine gezogen. Es hätte keinen Sinn gehabt Spieler zu halten die nicht mehr Voll und Ganz auf Arsenal konzentriert sind, noch dazu wo Nasri am Saisonende gratis zu haben gewesen wäre. Am letzten Tag der Transferzeit, hat man noch schnell Ersatz aus dem Hut gezaubert, sicher auch mit Blick auf das Debakel in Manchester. Ich bleibe dabei, dass Arsenal sich sehr gut verstärkt hat, aber dass sowohl Benayoun als auch Arteta keine medizinischen Tests machen konnten, spricht nicht für eine detaillierte Planung. Jedenfalls nehme ich an, dass man im Jänner gezielter versuchen wird, die eine oder andere Verstärkung holen und eventuell sogar noch Spieler abgeben wird (Squillaci, Diaby oder Arshavin). Die Andeutungen bezüglich der Neuverhandlung der Sponsoren Deals ist für mich ein weiteres Indiz in diese Richtung. Auf die Weise könnten die nötigen Mittel für höhere Gehälter von Topspielern lukriert werden. Ob solche im Jänner zu haben sind, steht auf einem anderen Blatt.

Mit den restlichen Antworten stimme ich nicht überein, beziehungsweise halte ich sie für unwahrscheinlich. Das Scouting Netzwerk ist für mich schwer zu beurteilen, aber ich glaube, dass die anderen Klubs in diesem Bereich einfach aufgeholt haben. In einer globalisierten Welt ist es nun einmal schwieriger Wissensvorsprünge zu erhalten. 

Ich glaube nicht, dass Kroenke Geld zuschießt oder dass es eine Kapitalerhöhung geben wird. Unsere Schulden sind, wie im Blog von Swiss Rambler erwähnt, langfristig und zu niedrigen Zinsen. Es besteht also kein Grund sie vorzeitig abzuzahlen. Außerdem sinken die Bruttoschulden immer stärker, was bedeutet, es ist genug Cash da um in diese Richtung einen Befreiungsschlag zu tätigen, sollte das notwendig sein. Das gilt natürlich analog für den Transfermarkt. Ob jemand Neues im Vorstand notwendig ist, glaube ich persönlich auch nicht, und jedenfalls ist es nicht Herr Usmanov. Das Verhalten der Red and White Holding, und damit auch das von David Dein, zeugt mehr von persönlichem Geltungswillen als von Unterstützung für Arsenal FC.
 
Alles in Allem kann man als Arsenal Fan, was das Finanzielle betrifft, jedenfalls beruhigt in die Zukunft sehen. Sportlich geht es kommenden Samstag gegen Sunderland weiter. Bis dahin eine erfolgreiche Arbeitswoche!


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