Sonntag, 2. Dezember 2012

Endlich angekommen!

Hilfe!(C) Arseblog

Und zwar in der Krise, in die uns Journalisten seit Jahren schreiben und die weisen Männer unter den Fans uns seit Monaten prophezeien. So sehr der Kanonier an dieser Stelle oder in den sozialen Medien versucht hat, dazu einen Kontrapunkt zu setzten, so schwierig ist das nach einem Spiel wie dem gestrigen. Dieser Schwan hat uns einen großen Haufen auf dem Rasen des Emirates Stadium hinterlassen. Und natürlich geht es nicht um eine Heimniederlage, es geht um die Art und Weise ihres Zustandekommen und den Kontext der vergangenen Wochen. 

Freitag Abend habe ich mir überlegt, ob wir uns vielleicht in einer langsamen Aufwärtsbewegung befinden, mit dem Spiel gegen Villa als Ausreißer und dem Spiel gegen Everton als kleinen Schritt nach vorne. Das Programm der nächsten Wochen hätte einen langen Lauf an Siegen erwarten lassen können und wir hätten mit erhobenem Haupt im Jänner den Kader für den Hauptangriff im Frühjahr präparieren können. Aber gestern um ca. 17:50 MEZ wahr klar, der Trend geht nach unten, Villa war die Norm und Everton der Ausreißer.

Worauf es in vielen Blogs heute hinausläuft (arseblog, gunnerblog, arse2mouse) ist die Frage nach der Position unseres Trainers. Um dem Kanonendonner gerecht zu werden, möchte ich ein Bild des Krieges zeichnen. Unser Feldherr stand bisher auf seinem Feldherrenhügel und zeigte sich unbeeindruckt von den Granaten die in der Umgebung einschlugen, gestern aber ist ein Geschoss so nahe neben im explodiert, dass er ins Wanken kam und nun mit einem Läuten in den Ohren und mit Erde und Pulverdampf auf der Uniform nicht mehr so sicher steht. Der Kanonier (der nicht der Schütze war!) ist nach wie vor der festen Überzeugung, dass die Abramovich Befreiung der falsche Zug wäre. Nur schlecht geführte Klubs entlassen den Trainer unter der Saison, denn die Nachfolge muss langfristig geplant werden und die Kandidaten müssen Konzepte vorlegen, wie sie sich die nächsten 3, 5 und 10 Jahre vorstellen (Gut, Brendan Rogers hat so etwas vorgelegt und der Erfolg ist auch überschaubar aber trotzdem). Aber auch die Stimmen der Vernunft (dazu zähle ich arseblog und gunnerblog) stellen nun ähnliche Fragen, wie die Hysteriker unter den Fans. Hat Wenger die Situation im Griff?
Denn was die letzten Wochen gezeigt haben und was im gestrigen Spiel kulminierte, ist, dass die Mannschaft offenbar nicht weiß was sie auf dem Feld tun soll. Die Spieler scheinen sich untereinander schlechter zu verstehen als am Beginn der Saison (im spielerischen Sinn, nicht als Gruppe). Gegen Everton gab es mindestens drei Situationen wo zwei Arsenal Spieler förmlich kollidiert sind, weil nicht klar war, wer den Ball spielen soll. Die ballführenden Spieler suchen verzweifelt nach Abspielstationen, was durch entsprechende Gesten nach Ballverlusten noch unterstrichen wird. Es werden keine Pässe gespielt, sondern der Ball wird, im wahrsten Sinne des Wortes, abgegeben, was dazu führt, dass die Ballannahme schwieriger gemacht wird und dadurch passieren auch mehr Fehler bei dessen Annahme. Das steigert die Unsicherheit mancher Spieler weiter und der Teufelskreis schließt sich, wenn diese den Ball dann auch nur schnell wieder los werden wollen. Auf den Zuseher macht das ganze natürlich den Eindruck, als hätten die Herren in Rot und Weiß andere Berufe erlernt, als den des Fußballers. Wir haben außerdem zu wenig Schüsse aufs Tor und wenn doch welche abgegeben werden, sind diese meist harmlos, wie einige von Cazorla gestern. Hinten stehen wir zwar besser als in der Vergangenheit, aber es passieren sogar mehr individuelle Fehler und aus denen fallen fast jedes Mal Tore (hier eine Aufstellung von 7am Kick off). Ich glaube, dass der Kern des Problems dabei nicht die Qualität der Spieler ist (etliche Nationalspieler sind dabei und die meisten haben schon oft gezeigt, dass sie es besser können) sondern, dass wir, wieder einmal, auf der psychologischen Seite Probleme haben. Das Team hat eine ausgewachsene Depression, die durch die Tatsache gefördert wird, dass Schlüsselspieler keine Pause bekommen, weil der Manager anderen Kaderspielern zu wenig vertraut. Beides, die Betreuung des Teams, eben auch auf der psychologische Seite und die Zusammenstellung des Kaders, sind ureigene Aufgaben des Managers. Und damit liegt der Ball bei ebendiesem.

Wenn eine Entlassung nicht die Lösung ist, was ist es dann? Nun im Jänner, glaube ich, muss der Umbau des Kaders nach dem Scheitern des Projektes Fabregas einen massiven Schritt weitergebracht werden. Ich stehe dazu, dass jeder einzelne Verkauf der letzten Jahre, isoliert betrachtet, Sinn macht. Aber unter dem Strich bleibt das Faktum unumstößlich stehen, dass man durch den Verkauf der besten Spieler nicht besser wird. Wie schon öfter hier geschrieben, es gehört ein weiterer Stürmer und ein Mittelfeldspieler her. Das ist das Mindestprogramm. Und dann gehören all jene Spieler ausgetauscht, die offenbar von Wenger nicht als Alternativen gesehen werden. Chamakh und Arshavin allen voran. Auch muss sich der Manager überlegen, wie es mit den Nachwuchshoffnungen weitergeht. Warum ersetzt ein Coquelin nicht das eine oder andere Mal einen Arteta? Oder ein Eisfeld einen Cazorla? Coquelin ist meines Erachtens dazu in der Lage. Und auch wenn Eisfeld, oder vielleicht auch Gnabry, natürlich einen Cazorla nicht vollwertig ersetzten können, in Spielen gegen Teams wie Aston Villa muss das in einer funktionierenden Mannschaft möglich sein. Wenn nicht, dann funktioniert entweder die Mannschaft nicht (was derzeit sicher der Fall ist) oder die Spieler können das nicht. Dann stellt sich die Frage, was tun sie in unserem Kader. Zusätzlich ist jede weitere Verstärkung willkommen, beispielsweise ein Torhüter der als echte Konkurrenz für Szczesny (unser bester Mann gestern) anzusehen ist. Sollten wir uns für die nächste Champions League nicht qualifizieren, dann wird der Einkauf im Sommer nur noch schwieriger. Top Spieler wollen in die Champions League, man braucht ja nur ansehen, was Liverpool so alles bekommen hat in den letzten Jahren.

Am Dienstag gegen Olympiakos werden wir wahrscheinlich einige neue Gesichter sehen. Ich fürchte aber, dass da wieder zu viel getauscht wird und die Gunners einen Auftritt wie das letzte Mal hinlegen werden. Aber ein bisschen Benzin ins Feuer kann ja nicht schaden. Dann geht es gegen West Bromwich Albion. Gegen die haben wir uns am letzten Spieltag der Vorsaison schon extrem schwer getan und da waren die Formkurven weiter auseinander, zu unseren Gunsten. Also eigentlich auch ein Brocken, noch dazu einer, der derzeit in den Top Vier der Tabelle steht. Reading und Wigan sollten dann leichter werden, mit dem Capital One Cup gegen Bradford dazwischen. Im Moment ist aber jeder Gegner eine Herausforderung. Jedenfalls ist der Spielplan bis zum 13. Jänner so gestaltet, vor allem für ein Team in der Krise, dass es in einer Liga wie der Premier League kaum günstiger kommen kann. Wenn wir diese Chance nicht nützen, dann sehe ich wirklich schwarz (ohne eine solchen Schal umzulegen).

Jedenfalls, der Eigentümer wird bleiben, der Vorstand mehr oder weniger unverändert auch, genauso wie der CEO, egal wie diese Saison endet. Für Arsène Wenger gilt das seit gestern nicht mehr so uneingeschränkt. Ich drücke jedenfalls alle Daumen, dass er auch da wieder herauskommt, denn ob etwas besseres nachkommt, steht in den Sternen. Und nur weil es nicht schlechter werden kann, sollte man nicht einen erfahrenen Trainer opfern. Außerdem, schlimmer geht immer. Gemessen an den Zuständen bei Chelski, den Scousers und Man United (Stichwort Glazers) bleibe ich dabei, Arsenal ist auf einem guten Weg. Mittelfristig halt. Kurzfristig schaut es zugegebenermaßen übel aus. Aber jetzt heißt es, sich die Schwanensch***e abwischen, in der wir gestern mit dem Gesicht nach vorne gefallen sind und den Blick wieder nach vorne richten. Der nächste Vogel kommt bestimmt (zumindest in der Liga).

We love the Arsenal we do!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen