Sonntag, 19. Februar 2012

Realität!

Damit hätten wir das also auch geklärt. Mit einer weiter Substandard Leistung hat Arsenal nicht nur die letzte Titelchance vergeben (nicht einmal die Fair Play Wertung können wir für uns entscheiden) sondern auch unterstrichen, dass Teile der Kritik an Klub, Trainer und Team berechtigt sind.
Auf das Spiel selbst lohnt es sich kaum einzugehen. Arsenal hatte über 70% Ballbesitz und trotzdem kaum Chancen. Mich würde interessieren ob wir nur gefühlt das Team sind, dass das Wenigste aus seinem Ballbesitz macht. Dazu kamen die üblichen Opfergaben an den Fußballgott in Form von Verteidigern. Diesmal waren es mit Coquelin und Sqillaci zwei, dazu mit Song noch ein defensiver Mittelfeldspieler. Also wenn dieser Gott nicht langsam besänftigt ist, sollen wir uns nach einer Alternative umsehen. Dem Interview mit Arsène Wenger kann man entnehmen, dass nur Sqillaci offenbar nichts längerfristiges abbekommen hat. Sollte Gibbs nicht bloß geschont worden sein, dann geht unsere Misere munter weiter. Außerdem haben wir, laut #Orbinho, aus den letzten 7 Schüssen auf das Tor, 7 Treffer bekommen. Das deckt sich mit der ebendort festgehaltenen Tatsache, dass wir die wenigsten abgeblockten Schüsse in der Liga haben. Armer Szczesny.

Wichtiger als ein detailliertes Analysieren, warum wir wieder einmal nicht in der Lage waren, eine ansprechende Leistung zu zeigen, ist festzuhalten, dass Arsenal sich immer schneller auf das Ende der Fahnenstange zubewegt. Sollten wir das Minimalziel Qualifikation für die Champions League verpassen, könnte das Worst Case Szenario folgendermaßen aussehen (ich habe das Meiste an dieser Stelle schon erwähnt, aber trotzdem noch einmal zusammengefasst). Da wäre zunächst der Einnahmen Ausfall, den wir zwar ohne Zweifel überleben werden, der aber auf der anderen Seite unseren Spielraum für Transfers bestimmt nicht vergrößert. Dass bedeutet die benötigten Ergänzungen, werden entweder nicht das gewünschte Ausmaß oder die notwendige Qualität haben. Dann wird van Persie seinen Vertrag aller Wahrscheinlichkeit nach nicht verlängern, eventuell auch Walcott nicht. Zweiteres mag den einen oder anderen nach den Leistungen der letzten Tage und Wochen vielleicht nicht so schrecken, aber die Wirkung nach außen würde ich in beiden Fällen ähnlich einschätzen. Der Verlust von Spielern mit denen der Verein identifiziert wird und die ein entsprechendes Flair verbreiten, potenziert die Schwierigkeiten, adäquaten Ersatz zu verpflichten. Jeder kann sich selbst die Frage stellen, ob er zu einem Arbeitgeber wechseln würde, der gerade seine besten Aufträge und gleichzeitig seine besten Angestellten verloren hat und außerdem im Bereich Gehälter für Spitzenkräfte nicht mit der Konkurrenz mithalten kann. Und damit wären wir beim vorläufig letzten Puzzlestein für den Untergang. Die in den nächsten Jahren anstehenden Verhandlungen über die Aufstockung und Neuverhandlung bzw. Ausschreibung unserer Sponsoren Deals, wird auf die selbe Weise negativ beeinflusst. Damit wäre dann die einmalige Chance, die Lücke zu den anderen Top Klubs in diesem Bereich zu schließen, vertan. Liverpool ist meines Erachtens das Negativbeispiel, wie ein Klub der um die Meisterschaft mitgespielt hat, immer tiefer und tiefer in die Mittelmäßigkeit absackt (und dabei hat Liverpool im Moment größere Chancen auf einen Titel als wir und spielt ebenfalls um den ominösen 4. Platz mit).

Was also tun sprach Zarathustra (oder so ähnlich)? Nun, zunächst können wir nicht viel mehr tun, als hoffen. Hoffen, dass das Team so schnell wie möglich das Tal der Tränen verlässt. Hoffen, dass der Fußballgott sich langsam aber doch an unseren Opfern gesättigt hat und wir wieder einen halbwegs stabilen Kader bekommen. Und schließlich und vor allem hoffen, dass wir uns im Kampf um die Champions League durchsetzten und natürlich dann auch die Qualifikationsrunde überstehen.
Parallel dazu muss sich das Board, allen voran Stan Kroenke (der sich meiner Meinung nach, im Gegensatz zur Folklore, sehr wohl interessiert aber eben nicht ständig einmischt, wie ein gewisser russischer Mafiosi Oligarch) darüber klar werden, was wie geändert werden muss. Das etwas geändert werden muss, steht glaube ich außer Frage. Ich bin nach wie vor nicht der Meinung, dass eine Änderung nur ohne Wenger geht. Auch wenn das viele Arsenal Fans zu glauben scheinen und die Medien damit schamlos spielen. Diese Geschichte mit Guordiola spottet jeder Beschreibung, noch dazu ausgerechnet nach dem gestrigen Abend. Und wenn man das genau liest, ist es sowieso nur das übliche fabulieren englischer Journalisten. Was nicht heißt, dass es vollkommen ausgeschlossen ist und einen gewissen Charme hätte es zugegebener Maßen auch. Vor allem wenn er Messi mitbringt!
Nein, die Front muss auf dem Spieler Sektor eröffnet werden. Denn Abgängen von Denilson, Bendtner und Almunia (die ja alle immer noch bei Arsenal unter Vertrag stehen) werden einige folgen (müssen). Park, Squillaci und Arshavin sind wohl die wahrscheinlichsten Kandidaten, aber auch Rosicky, Diaby und Chamakh wären keine herben Verluste, um es einmal milde auszudrücken. Ich möchte festhalten, dass ich nicht zu denen gehöre, die diese Spieler für völlig unbrauchbar halten (von Ausnahmen abgesehen). Aber die aktuelle Situation zeigt, dass sich etwas tun muss und das vorhandene Personal offenbar nicht die Qualität hat, die ein Titelanwärter in der Premierleague braucht. Wenn wir jetzt die Zugänge von Gervinho, Santos, Mertesacker, Arteta, Jenkinson und Chamberlain abziehen und auch noch die Abgänge von Nasri und Fabregas berücksichtigen, dann ergibt das einen Bedarf von, Daumen mal Pi, 3-4 Spielern. Sagen wir 3, den Spieler wie Frimpong, Miyaichi und Campbell spielen derzeit bei anderen Klubs. Diese 3 Spieler müssen allerdings oberste Kategorie sein. Damit ist gar nicht gemeint, dass wir jemanden wie Torres kaufen. Dafür haben wir das Geld sicher nicht, und der Erfolg ist ebenso fraglich wie man sieht. Aber Spieler die mehrere der folgenden Merkmale erfüllen, sollten es schon sein. Überdurchschnittliches Talent, Erfahrung, Namen, Erfolge, Führungsqualitäten. Spieler wie Hazard, Reus oder Götze wären solche Kandidaten, mit gewissen Einschränkungen auch Podolski. Ich persönlich hätte auch Freude mit der Verpflichtung von Sturridge, auch wenn seine Pläne Chelsea zu verlassen, eher nach Theaterdonner klingen. Aber es müssen Spieler sein, die den Abgang von Fabregas kompensieren oder eine echte Alternative für van Persie darstellen.

Ich glaube, das würde reichen um Arsenal wieder auf Kurs zu bringen. In Christoph Biermann's "Die Fußball Matrix" (ein Buch über wissenschaftliche Ansätze im Fußball) kommt das sogenannte Zidane-Clustering-Theorem zur Sprache. Danach muss die Qualität von Spielern in einem Team nicht addiert sondern multipliziert werden. Dass bedeutet, dass die richtige Beimischung von starken Spielern, die Leistung der anderen steigert. Theo Walcott wäre meines Erachtens ein klassisches Beispiel für einen Spieler, der mit den richtigen Mitspielern Top ist, aber im umgekehrten Fall kaum Kreisklasse erreicht.

Wie singen die Fanta4 mit Grönemeyer: "Es könnte alles so einfach sein...ist es aber nicht!" Damit gebe ich zurück an das wirtschaftliche und sportliche Management und schließe diesen Punkt mit einem Spruch aus der Werbung "Hubert, mach was!" (Hat nichts mit Danone zu tun! War glaube ich Erste Bank und ist schon ein Zeit lang her. Ich finde jedenfalls kein Video dazu).

Erfreuliches gibt es auch noch. Ich wurde Gesten von Fred Perry (Name vom Blogger geändert) auf meinen Blog angesprochen und zwar sehr positiv. Worauf ein anderer Kollege aus dem Fanclub gemeint hat "Was Du bist Kanonendonner?" und ebenfalls ein erfreuliches Feedback gegeben hat. Es ist schön zu hören, dass die Leserschaft soweit zufrieden ist und sich dieser kleine Blog langsam über den "Onkel und Tanten Konzert" Status hinaus bewegt. Ich darf euch liebe Leser daher bitte, empfehlt mich weiter, abonniert per Mail, folgt mir auf Facebook oder (besser und) auf Twitter #KanonierWien und vor allem hinterlasst eure Kommentare. Feedback und fruchtbare Diskussion über Arsenal sind herzlich willkommen.

Damit viel Erfolg beim Wunden lecken und bis zum Post vor dem Spiel der Spiele, gegen die Bewohner der Sümpfe!
"Sh*t, und was jetzt?" "Frag mich was leichteres!"

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