Mittwoch, 25. Januar 2012

Der Tiefpunkt? Ein Augenzeugenbericht.

Da waren wir also live dabei, als Arsenal das Loch ein bisschen weiter ausgehoben hat, in dem diese Saison offenbar versenkt werden soll.

An sich habe ich geplant auch ein paar Reiseimpressionen in schriftlicher Form in meinen Spielbericht einzubauen. Doch angesichts des Ergebnisses und der zahlreichen Fragen die es aufwirft, möchte ich doch gleich medias in res gehen, und die Reiseimpressionen vielleicht ein anderes Mal folgen lassen.


Das augenscheinlichste Problem am Sonntag war, wie schon befürchtet, das Fehlen von gelernten Außenverteidigern. Zwar konnte Vermaelen entgegen früherer Meldungen doch spielen, wirklich geholfen hat das aber nicht. Die absolute Schwachstelle in der ersten Halbzeit war aber Djourou. Vor Ort hat man einen besseren Blick auf das, was abseits des Balles stattfindet, und in dem Fall konnte man beobachten, wie schwer es Djourou fiel, seine Position zu finden, geschweige denn zu halten. In mehreren Analysen ist erwähnt worden, dass es den Aushilfsaußenverteidigern nicht leicht gemacht wurde, durch den Wechsel von Walcott und Chamberlain an den Flanken. Noch dazu, wo diese beiden schon von Natur aus wenig Schutz für die Spieler hinter sich bieten. Aber Djourou hätte zumindest seine Position an der Flanke halten müssen, auch auf die Gefahr hin, dass in seinem Rücken Platz für einen zweiten Angreifer entsteht. Zwei Spieler zu stoppen, hätte man von ihm eben nicht verlangen können. So konnte er aber nicht einmal einen aufhalten, weil er fast immer zu spät gekommen ist. Die teilweise spektakulären Tacklings, rührten dann auch daher, dass der Schweizer in letzter Sekunde eingreifen musste. Jedenfalls war es unausweichlich, dass das 1:0 über seine Seite vorbereitet wurde und ebenso unausweichlich, dass der andere Flügelspieler von United das Tor machte. Denn wie gesagt, auch Vermaelen wirkte nicht wirklich sicher auf seiner Position (auch wenn der Artikel von Zonal Marking ihn gut bewertet).
Zur Pause kam dann der Youngster Yennaris für Djourou, und wirklich, die Situation besserte sich. Arsenal spielte auch sonst konstruktiver nach vorne und kam zu einigen Chancen. Nach dem 1:1 hatte man das Gefühl die Gunners könnten den Punkt halten und vielleicht sogar noch den Sieg einfahren. Doch dann wurde alles wieder durch schlampiges Verteidigen zunichte gemacht. Dem Siegestreffer vorausgegangen war ein Austausch, der die Gemüter erregte. Oxlade-Chamberlain, der den Ausgleich aufgelegt hatte und auch sonst so wirkte, als wäre er in der Lage, am ehesten etwas Entscheidendes beizutragen, wurde gegen Arshavin ausgetauscht. Die Fans buhten Wenger dafür aus, und auch wenn die Entscheidung im Nachhinein vernünftig scheint, weil Chamberlain angeblich schon erste Anzeichen von Krämpfen hatte, in diesem Moment war der Ärger verständlich, da allgemein das Gefühl vorherrschte, dass wir unsere beste Chance auf den Sieg aus der Hand gaben. Und so kam es dann ja auch.

Jetzt kann man sagen, gegen United zu verlieren ist keine Katastrophe. Das stimmt an sich auch, selbst wenn eine Heimniederlage besonders schmerzt. Aber auf der anderen Seite ist das unsere 3 Niederlage in Serie und der Abstand zu Platz 4 beträgt 5 Punkte. Ja, das impliziert, dass ich nicht glaube, dass wir Tottenham noch überholen können. Sollte in den Sümpfen keine Seuche ausbrechen, eine Lasagne Party steigen oder sonst irgendetwas Außergewöhnliches passieren, dann fällt der St. Totterhingham‘s Day diese Saison aus. Das ist natürlich eine Katastrophe für sich, aber zumindest aus heutiger Sicht nichts Langfristiges. Der Sommer wird zeigen ob Sp*rs weiterhin darauf bestehen, dass ihre besten Spieler bleiben. Vor allem Bale wird vermutlich einige sehr gute Angebote bekommen. Und ob es Adebayor auch billiger gibt, und das muss er, wenn er permanent zu Tottenham wechseln will, wird sich auch weisen. Ich nehme an, Emoney Greedybayor wird seinem Ruf treu bleiben und sich etwas Lukrativeres suchen (Fraglich ist eher ob er etwas finden wird).


Das größere Problem für Arsenal wäre jedenfalls, sich nicht für die Champions League zu qualifizieren. Ich glaube den Verantwortlichen schon, dass wir das finanziell überleben würden, aber der Ausfall von Einnahmen ist ja nicht die einzige Folge. Würde van Persie seinen Vertrag verlängern, wenn er weiß,  dass er Donnerstagabend in so Metropolen wie Charkow, Saloniki oder Graz antreten muss? Ich fürchte nein. Und sollte uns dieser letzte Star verlassen, dann wäre das eine echte Bankrotterklärung. Denn welcher Spieler von Rang und Namen würde dann noch nach Nord London kommen, wenn es in Manchester, Madrid oder Mailand die passende Gesellschaft gibt? Da geht es dann gar nicht um die höheren Gehälter, sondern einfach um das fehlende Prestige eines Klubs, der 7 Jahre nichts gewonnen hat (Halt! Da sollten doch bald die 7 fetten Jahre kommen oder wie war das?) und bei dem kein Spieler von Weltruf mehr spielt. Und da ist die Malaise wahrscheinlich noch immer nicht zu Ende. Auch die längst fälligen Verhandlung mit bestehenden und neuen Sponsoren würden dadurch negativ beeinflusst werden. Schließlich wird auch noch die Zahl der Fans, die ohnehin schon an der Grenze ihrer finanziellen Möglichkeiten sind, und daher ihre Jahreskarten nicht verlängern steigen. Arsenal steht also wirklich am Scheideweg. Und da wir im Jänner Transferfenster sicher keine Verstärkungen mehr holen werden, können wir nur hoffen, dass der Rest der Saison nicht so eine Dichte an Verletzungen aufweist und dass die Spieler, die bisher nicht in der Lage waren ihre besten Leistungen abzurufen, das in den kommen Monaten tun werden. In den vergangenen Saisonen kam ab Februar, oder etwas später, meistens ein Leistungseinbruch. Passiert das dieses Jahr wieder, auch wenn mehr Einbruch kaum vorstellbar ist, dann kann es sehr schnell sehr dunkel werden für Arsenal.


Come on, aber jetzt wirklich, Arsenal!

Da war alles noch gut!

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